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Die italienische Malerei.
es nnd, oft so liederlich angebracht, daß man weder sie noch
die Namen des oft sehr hochhängenden Malers lesen kann. sss
Man ist also unvermeidlichen Jrrthümern ausgesetzt.
So gleich bei dem in vieler Beziehung bedeutendsten histo:
rischen Bilde: der Niedermegelung der Makkabäer von Ciseri;
jedenfalls einer sehr gewissenhaften und mit ungewöhnlicher
Energie und Kenntniß durchgeführten großen Arbeit.
Wir sehen einen großen Hausen Erschlagener übereinander
gethürmt,in allen möglichen Stellungen, ein noch fast knaben:
hafter Jüngling, offenbar der Letzte des Geschlechts, blickt eben
zum Himmel mit ausgebreiteten Armen, ob schon zum Tode
getroffen oder nur um sich selbst zum Fallen zu bereiten, ist
nicht genau zu sehen. Ueber ihnen seht man einen dicken
Herrscher auf seinem unter großem Portikus errichteten Throne,
dem Gemeyel ruhig zufehend, das noch nicht aufgehört, denn
hinter dem Leichenhügel sieht man noch Henker und solche die
Speere werfen. Unterm Kaiser trägt man einen Eberkopf wohl
zum Frühstück vorbei, rechts und links von ihm End Magistrats:
personen oder Hofleute mit prächtigen Köpfen, im Hintergrunde
sieht man die Häusermassen nnd Tempel einer großen antiken
Stadt sich Hügel aufwärts und thalab ziehen. War die
Handlung nicht deutlich zu machen, so ist es doch die Geschicklich:
keit des Malers, der eine groszartige Auffassung in den Köpfen,
Stylgefühl und Knappheit in der Compoütion und sehr acht:
bares Können, nicht nur Wollen, offenbar besitzt, weit selb:
ständiger ist, als die meisten andern.
An die älteren Venetianer, vor allem an Carpaccio, lehnt
Ich mit Glück Amos Cassidli in seiner nicht viel verständlicheren
Geschichte an, wo Salvani Almosen sammelt, um seinen Freund
aus dem Gefängniß zu befreien. Er thut das auf dem Markt:
Platz einer italienischen Stadt des 13. Jahrhunderts wohl
Siena vor einem guten Theil der Bürgerschaft, besonders
aber der edlen Frauen, die in Gruppen versammelt stehen, wie
ihm denn eine solche, die sehr schön erfunden ist, gerührt durch
sein Flehen, eben ihren Schmuck reicht. Das Bild hat eine
Menge sehr gelungener individueller und schöner Gestalten und
Charaktere. Kann man sie nur loben, so erwähne ich der in
vielen deutschen, selbst Fachblättern, schon lange rühmend aus: