Malerei.
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Die
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VEVstehe, und tritt eben unterm Jubel der Anderen mit der
hübschen Sennerin schnalzend und hüpfend dazu an. Die Ge:
bärde des fchelmischen Einverständnisses, mit der die Sennerin
dabei nach den Uebrigen zurückblickt, wie die Mannigfaltigkeit
im Ausdruck der letztern sind Unübertrefflich, das Ganze von
einem harmlos unschuldigen Humor, der um so unwidersteh:
Ischer auf den Beschauer wirkt, als das Talent der Darstellung
slCh genau in derselben anspruchslosen und überzeugend wahren
Weise äußert. Es liegt ein unendlich begliickender, weil
einem den Glauben an die Menschheit wiederherstellender Jdea:
kIsmus in diesen doch so realistisch überzeugenden Gestalten, die
Uns ein idyllisches Leben, ein goldenes Zeitalter ohne Laster
Und Gemeinheit in ihren einfachen Naturmenschen vorzaubern,
Wie seinerzeit Knaus mit seiner künstlerisch freilich noch höher
stehenden goldenen Hochzeit dadurch ganz Deutschland in Allarm
gesetzt hat, obgleich sie nicht in allen einzelnen Figuren indi:
diduell und überzeugend wahr gerathen, aber in der seelen:
vollen Schönheit von ein paar Frauenköpfen allerdings noch
Über Defregger weit hinausgehend erschien.
Jhr schon um einen Schritt näher gerückt, finden wir den
letztern im dritten Bild, wo er uns in eine Tyroler Bauern:
stube führt, zugleich mit einem Paar italienischer kleiner Musi:
kcmten, die unter Aufsicht ihres Vaters an der Familie durch
Gesang mit obligatem Guitarregeklimper die Macht der Töne
erproben. Die mannigfach reizend nüancirte Wirkung dieses
Kunstgenusses aus die Kinder und die Alten ist mit ungewöhn2
lichem Talent geschildert, jede Figur in Jndididualißrung und
Ausdruck gleich wahr und gleich verschieden von allen übrigen.
Wenn es hauptsächlich der seelische Ausdruck ist, der uns
so in seinen Figuren fesselt, so ist es aber nicht der momentane
allein, nein die ganze Seele, das ganze Jndividuum erhalten
Wir gleichzeitig mit einer Wahrheit, welche durch die Reinheit,
mit der die Empfindung aus seiner Seele quillt, allemal zur
Schönheit geadelt wird.
Man möchte die übertriebenen Verehrer der alten Kunst
mit ihrer hochmüthigen Verachtung der modernen allemal vor
sVlChe Bilder von Defregger oder noch mehr Knaus und Vautier
führen und sie bitten, uns doch zu sagen, welcher alte Nieder:s
P2ck,It, Kunst und Kunstinduftric. 8