Die deutsche Malerei.
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großen Räumen, wo sie regelmäßig Alles um sich herum todt:
fChlagen.
Dies; gilt selbst von der gespenstischeii Erscheinung des
FaustIschen Gretchens von Max, einem glänzenden Talent, das
mit Müller die Neigung für das Baroke nnd Absonderliche
theilt, wenn auch in mäszigerer und sehr viel modernerer Form..
Wie sie im Todtenhemd den dünnen rothen Streifen des abge:
hauenen Halses zu verbergen strebend aus dem tiefen Dunkel
CIUftaucht, macht sie keinen eigentlich tragischen, aber doch unheini:
Eh genug ergreifenden Eindruck. Poetischer wenigstens ist der
1ener Blinden, die vor der römischen Catakonibe den christlichen
V8sUchern derselben die Lampen mitgibt.i Die Blinde als
Spenderin des ewigen Lichts, denn sie ist offenbar Märtyrerin
und durch wilde Thiere ums Augenlicht gebracht, denen sie
vorgeworfen wurde, und deren Spuren man noch sieht; das ist
immerhin ein tief poetischer Gedanke, der durch die meisterhaft
zarte und edle Ausführung noch rührender, freilich auch auälender
gemacht wird.
Ein anderes Bild von Max zeigt uns ein junges schönes
Mädchen im Frühling, ihres wie des Natur:Lebens mitten unter
Blüthen im Grünen sitzend, und von der Lektüre aufblickend,
einen Myrthenkranz, der eben in der Ferne getragen wird,
gewahrend, wohl um die Richtung ihrer eigenen Gedanken
anzudeuten. Auch dies; Bild ist höchst ansprechend in seiner
liebevollen, nur fast zu porträtartigen Ausführung wie dem feinen
künstlerischen gesühlvollen Reiz, den es mit seiner Klavierspielerin
gemein hat. Jene Neigung für das Gefuchte, die Max mit vielen
Andern theilt, und sich von ihnen nur dadurch unterscheidet,
daß er auch findet, ne spricht auch aus der Dirne, die
halb verblüht früh Morgens nach einem Balle auf dem Bette
sitzt, und umgeben von den zerknitterten Spuren desselben trostlos
ihr Schicksal iibskve:xki.
Wohlthuender als die eben erwähnte des so begabten
Künstlers wirkt eine andere den Qsterspaziergang darstellende
Faustscene von Schraudolph. Faust ist mit Wagner eben zu
dem Bürger getreten, der ihn ob seiner Euren preist, und
Um den sich unter den knofpenden Bäumen ein behaglicher
Chor von Philistern versammelt hat, während die Bitrgersmädchen