IX.
Da nun die Baukunst keine fertigen Modelle in
der Natur vorfindet und wie diese selber zu verfahren
hat, so wird es wohl das Einsachste sein der Natur
auf dem Wege zu folgen den sie bei Hervorbringung
ihrer Bildungen einschlägt. Auch die Natur baut ihre
Gestalten nach dem Prinzip der Zweckmäßigkeit zu;
sammen, indem sie die einzelnen Faktoren gruppirt,
die Gruppen wieder abtheilt, die einen unter; die andern
überordnet, noch andere koordinirt, und so den Eins
druck eines einheitlichen Ganzen hervorbringt indem
sie die Theile in innerlich logische und, diesen ents
sprechend, in äußerlich harmonische Beziehungen zu
einander setzt. Auf diese Art schreitet die Natur vom
allgemeinen zum besondern, von der zweckdienenden
Nothwendigkeit zur individuellen Freiheit fort; und
die ai1muthigen Bewegungen des schönen menschlichen
Körpers erinnern z. B. in keinerlei Weise an die
mechanischen Bedingungen der überwundenen Schwere.
Das Gesetz der Gruppi,rung, das durch die
ganze Natur geht, ohne welches jedes Gebilde uns
möglich Wird, ist UND auch das Grundgesetz der Archi:
tektur, und der gewerblichen Kunst überhaupt. Grup:
piren heißt ein Ganzes schaffen durch Hervorbringung
von Theilen, und Theile schaffen durch Hervorbringung
eines Ganzen; beides bedingt sich. Mit andern Worten: