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Farben und
Stoffe.
die es auf der ästhetischen Stufenleiter einnimmt. Wie
sich die Dinge nach oben vergeistigen, so versinnlichen
sie sich nach unten; jedes Bereich hat gewissermaßen
seine eigenthümliche Aesthetik u1n seinen Erzeugnissen
das. Gepräge der Wahrheit auszudrücken, und diese
Uebereinstimmung von Form und Inhalt macht gerade
das Wesen des Schönen aus. So wird der materielle
Glanz eine Art Ersatz für die unentwickelteren Bil:
dringen, die er erhebt und veredelt, während die
höheren Geschöpfe durch Anwendung dieses äußeren
Mittels, welches die ästhetische Wirkung ihrer eingebo:
renen Idealität beeinträchtigt, nur erniedrigt würden.
Aber wo die Natur nicht zum seelischen Ausdruck
gelangt, greift sie um so richtiger zum sinnlichen Reiz,
als; nun Stoff und Farbe sich gegenseitig idealisiren.
So wird die Primitivsarbe, wo sie im Mineralreich
massenhaft auftritt, wie in der Luft und im wieder:
spiegelnden Wasser, Von der Durchsichtigkeit des Eies
ments bedeutend gemildert, was ihr in den Himmels:
erscheinungen etwas Körperloses, Glorienhastes gibt,
und das kosmische Hereinragen des Unendlichen fühl:s
bar macht. Das feste Mineral jedoch geht bei größe:
rein Umfang alsbald in graue Töne über, und Fels
und Erde geben sich auch koloristisch als der anspruchs:
loses Grund zu erkennen welchen die Pflanzenwelt mit
ihrem saftigen Grün dekoriren soll.
Das Grün ist unter den Pri1nitivfarben die neu: