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sich zu befreien von der Copie; denn alle Erfindungen der heu:
tigen Malerei sind dies mehr oder weniger, sie gehen über
ein Ideal nicht hinaus,j und die verschiedenen Gegenstände,
welche sie geben, sind nichts, als Variationen eines höchst
kleinen, mit einem Acht des Erstaunens hinreichend ausge:
drückten Fonds. An Hogarth würde diese Jugend lernen,lwie
innig das Genie sich mit der Zeit verschwistern kann und wie sich
jene fortwährende Klage, daß die Kunst nichts 3eitgemäßes bringe,
tilgen läßt. Denn Hogarth schuf l1nsterdliches selbst aus einer
Zeit, die mit Puder,und Reifroct zur. tiefsten Pressa geschworen
hatte. Wäret Ihr nüchtern, im Zusammenhange mit dem Genius
des Jahrhunderts, weniger Clique, sänget Jhr nicht unter einan:
der Lieder, in welchen Ihr Eure Mittelmäßigkeit beschönigt, und
dehntet die kleine Sphäre, in welcher Jhr lebt, in die Raume
der Welt aus; was böte Euch nicht unsre Zeit, so reich an histo:
rischer Poesie, an Widerspruch, an Melancholie, an Allem, was
den Genius herausfordert2 Wer verlangt, daß Ihr moralisiren
sollt, wie HogarthT wer sagt, daß seine Contraste, seine Zerr:
bilder, sein Trumpfen auf Häßlichkeit nachahmungswürdig ist7
Niemand; aber was jeder Künstler vonsihm entlehnen sollte, ist seine
Besonnenheit, sein Realismus, seine Wirklichkeit, sein Mitteneins
treten in den Gegenstand,.welches Alles bei ihm nicht ohne En:
thusiasmus war. .AuFh in.seinem Antlitz flaclerte eine kleine
Flamme,,,welche die knunstlertsche Selbstgenugthuung zu einem vers
klärten Lacheln anschurte. Es ist nicht Alles an Hogarth die
Schadenfreude des Satyrs, der prosaisch mit seinem Horne aus
dem Versteck hervorblicit; sondern oft auch eine sanfte Schwarz
merei, Ich in der Nähe des Ideale zu überraschen und von jener
Flamme angehaucht zu werden, für welche in jedes Künstlers
Seele ein heiliger Altar errichtet sein soll.
Stuttgart, im December 1834.
Karl
.Guykow.