Von Mitte des 13. bis zu Anfang des 15.Jahrh.
Malerei.
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dung erleben lassen sollte. Ungeachtet dieser gemüthlichen Auf: 3.Zcitk.
fassungsweise bleibt der Künstler sehr zurückhaltend, ja feiers.A,.
lich in seinen Bewegungen, und äußerst mäßig, ja sogar unbe2
stimmt in seinem Ausdruck; die Zeichnung iß zwar unvoll:
kommen, aber belebt von einem starken Gefühl für überirdische
Schönheit, nur daß die Figuren sehr lang und schmächtig ges
halten sind. Die Färbung ist ganz licht, besonders in der Cars
nation; aber auch ein glcinzendes, tiefes Rothbraun steht dem
Meister zu Gebote bei dem Mantel der Jungfrau. Die Be:
handlung der Temperasarben ist sehr zart und verschmolzen,
und bemerken wir hier eine Eigenthiimlichkeit, bei welcher die
Hand des Meisters von denen seiner Gehülfen sich sichtlich un:
terscheidet, indem er mit großer Geschicklichkeit und Feinheit
das Weiß zur Bezeichnung lichter Stellen in den flüssigen Los
calton aussetzt und vertreibt, was jenen nicht gelingt. sss Ganz
übereinstimmend mit diesem Gemälde ist das Madonnenbild
in der Morizeapelle in Nürnberg CKatalog Nro. 8J,
auf welchem das Chrisikind die Erbsenblüthe hält; zum Theil
auch das große Altarbild im städtischen Museum zu Cöln,
Christus am Kreuz, dabei Johannes, der Maria in seine Arme
nimmt und acht Apostel, ein Gemälde, an welchem die Richs
tung des Meisters auf eine allgemeine ideale Charakteristik,
auf eine nur Andacht weekende Stimmung ganz entschieden
hervortritt, wenn auch die Zeichnung nachlässiger und der etwas
süße Ausdruc der Köpfe hier noch weniger als sonst am Platze
ist. Auf diesem Gemälde befindet sich in einem der Heiligens
scheine Cbeim Thomas; das oben angeführte angebliche Motiv:
gramm Wilhelms. Dasselbe kehrt auch wieder auf einem
Triptyehon, das uns eine andere Seite des Meisters erschließt,
und das in der Weise eines seholasiischen Lehrgedichts das
Thema von der unbefleekten Empfcingniß Mariä behandelt.