Volltext: Geschichte des Wiederauflebens der deutschen Kunst zu Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts (Theil 1)

Die 
Gründung der klassisrhen 
Kunst. 
aussehung war. Ja diesem Kriege gegen das Bestehende, in welchem sie 
sich nur ans das Recht des Geistes berufen konnte, liegt das Revolntionäre 
der neueren deutschen Kunst, die zwar nicht, wie in Frankreich, mit der 
politischen Revolution liebäugelte, die aber stillschweigend die berechtigten 
Grundsätze der staatlichen und gesellschaftlichen Umwälzung auf ihrem 
Gebiete anwendete nnd zur Geltung brachte. 
Wenn wir hiernach nun uns zur Schilderung von Carstens7 geschieht: 
licher Bedeutung, zur Betrachtung seines Lebens und seiner Werke wenden, 
so wird es uns nicht iiberraschen können, wenn wir namentlich in den 
früheren Arbeiten des großen Künstlers noch Unbeholfenheit und offen: 
bare Verstöße gegen die Richtigkeit der Natur wahrnehmen, ja selbst in 
seinen reifstensWerken nicht eine unbedingte Fehlerlosigkeit in dieser Hin: 
ficht anerkennen können. Diese Mängel aber werden und müssen viel: 
mehr gerade dazu beitragen, unsere Aufmerksamkeit mit vollem Nachdrucke 
aus das Wesentliche bei Carstens, auf den neuen Geist zu lenken, der in 
seinen Werken nach Gestaltung strebt, auf den Geist kraftvollen und selbst: 
stiindigen Erfindens nnd Schaffens, auf den Geist inniger und voller 
Beseelung, auf den Geist reiner und klassischer For1uengebung. Carstens 
war es, der zur Einfalt und Wahrheit der Natur zurückging, der die 
Seele auf dem Gebiete der Kunst in ihre Rechte wieder einsetzte, der die 
ganze Erscheinung seiner künstlerischer: Leistungen durch geistvolle und seine 
Beachtung des Vorbildes der Alten läi1terte nnd klärte. 
Carftcu;z. 
As1nus Jakob CarstensEJ wurde am 10. Mai l754 geboren, in 
der Mitte des Jahrzehnts, an dessen Beginn Göthe und an dessen Ende 
Schiller der Welt geschenkt wurde. Nur zwei Jahre älter war er als 
Mozart, und so scheint es, als habe das Schicksal in dieser zeitlichen Nähernng 
der Geburtsjahre aller dieser großen Männer die Gemeinsamkeit der 
geistigen Richtungen, welchen sie dienten, andeuten wollen, eine Gemein: 
samkeit, die in den Tiefen des deutschen Genius ihre einheitliche Be: 
H CAkstens Leben und Werke von K. L. Fernotv, herausgegeben und ers 
gänzt von Herman Riegel. Hannover 1867.  Die CarstensTskhen Zeichnungen und 
Oelgemälde in Kopenhagcn von Herman Riegel. cJn den ,,Jahrbüchcrn für Kunst: 
wissenschaftH 1874. S. 99 ff.I  Carstens Werke herausgegeben von Herman 
Riegel. l. Band mit 43TcIfeIn, gestochen von W.MiiI1ek. Leipzig 1869. II. Band 
mit 36 Tafeln, gestochen von W. Müller, H.Merz und Anderen. Leipzig 1874.  
Photographien Carftens7fcher Werke, nach den, im großherzoglidh sächsischen Museum 
zu Weimar befindlichen Originalen, herausgegeben von W. Kemlein. 48 Blätter. 
Groß Folio.
	        
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