Volltext: Geschichte des Wiederauflebens der deutschen Kunst zu Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts (Theil 1)

zum klassiichcn Altcrthum. 
Beziehung 
griechischen TragödieU ansehen konnte. In Klopstoek aber trat nun dieser 
Rückgang auf das Alterthu1n mit Bewußtsein und Entschiedenheit auf, 
und die antiken Dichtformen des Hexameters nnd der Ode wurden von 
ihm in die deutsche Sprache verpflanzt. In einer durch das Maß an, 
tiker Klassizität geläuterten Form strebte schon er, deutschen Geist, deutsche 
Gedanken und deutsche Empfindungen auszusprechen, nnd sie so zu einer 
höheren, oeredclten Schönheit auszugestalten. Daß er hier nicht zur 
Vollendung vorschritt, beweist nur die Schwierigkeit des Unternehmens. 
Er rang noch mit der Form und dem Ausdruck, aber er legte den 
Grund zur künstlerischen Behandlung der Sprache und ist in Ge1neiu: 
schaft mit Wielaud, Voß und Herder die geschichtliche Borai1ssetznng für 
das leuchtende Dreigestirn unserer klassischen Dichtung: Lessiug, Göthe 
nnd Schiller. 
Was so, schon in den Anfängen unsres erneuten geistigen Lebens, sich 
mit so großer Deutlichkeit ausspricht: das Eingehen auf Natur nnd 
Seele, und das Streben nach Schönheit und Klasfizität der Form unter 
Anlehnung an das Vorbild der Antike, war ganz besonders dem Auf: 
schwunge der Kunst eigen, als diese, der Zeit nach die letzte in der 
Reihenfolge ihrer Schwestern, der Musik 1md der Dichtung, zu einem 
neuen Dasein sich erhob. Dies in Bezug auf die Kunst im Vesonderen 
nachzuweisen, wird noch unsere Aufgabe sein. 
Zu diesen beiden Umständen, welche Inhalt und Form als die Vor: 
aussetznngen aller Schöpfungen der menschlichen Phantasie eigenthü1nlich be: 
dingten, trat nun noch ein dritter, der allgemeiner Natur war, und der 
seitdem in allen Völkern tiefe Veränderungen hervorgebracht hat. Es ist 
der revolutionäre Geist, der lange schon in den Köpfen der Denker arbeitend, 
der schon in Werken der Philosophie und Dichtung angekündigt, endlich 
an der faulsten Stelle der enropäischen GesellscJaft, im Herzen des 
französischen Königthn1ns mit der Gewalt eines blinden Elementes auf 
den Schauplatz der Geschichte trat. 
Die Weltgeschichte liebt es, wenn sie vorher im Stillen lange 
vorbereitend arbeitete, den Geistern neue Anschauungen nnd Ziele eingab 
und durch einzelne Bestrebungen künftige Dinge bereits andeutete, dann 
plötzlich durch große Ereignisse einen Bruch mit der Vergangenheit zu
	        
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