Franz
Hals.
der dort schon so glücklich angestrebten
Zwanglosigkeit der Gruppierung. Auch
in der gesamten Auffassung besteht ein
bemerkenswerter Unterschied zwischen dem
Dulenstiick von 16l6 und den beiden von
1627. Dort zeigte sich gemefsener Ernst
mit der Heiterkeit des Festmahls gepaart.
Hier herrscht eine ungebundene Fröhlichi
keit auf den meisten Gesichtern. Man ist
nicht mehr beim ersten Glas, man trinkt,
lacht und plaudert, alles ist in Bewegung.
Die sprühende Lustigkeit, die in ander:
weitigen Werken des Meisters lebt und
die gerade um diese Zeit. ihren Höhe:
Punkt erreicht, hat sich auch der waekeren
Vaterlandsverteidiger, soweit wie deren
Würde das zuläßt, bemächtigt CAbb. 16
nnd 17J.
Eine völlig andere Auffassung zeigt
das der Zeit nach folgende Dule11stück:
die Ossiziere der St. Adrians:SchiiHen
im Jahre 1633 CAbb. 24J. Hier spiegelt
sich die ernster gewordene Zeit; immer
mehr wurde ja der niederländische Frei:
staat in die Wirrnisse des dreißigjährigen
Krieges hineingezogen. Wir sehen die
Bürgerwehr:Ofsiziere nicht in fröhlicher
Tafelrunde vereinigt, sondern dieselben
haben sich mit ernsten Mienen im Garten
des Schüt;,enhauses versammelt. Eine
Anzahl von Hauptlenten, Lieutenants,
Fähnrichen 1md Sergeanten un1giebt
stehend den Oberst, der in gemessener
Würde die Rechte auf seinen
Stock gestützt. Andere sind miteinander
in einem leise geführten Gespräch bei
griffen, ein Buch wird aufgeschlagen, das
wohl Auskunft.geben soll über eine auf:
geworfene Frage. Doch tritt das Genre:
mäßige, die Darstellung eines Vorgangs,
der die Figuren zu einander in Beziei
hungert seht, hier in den Hintergrund;
die Mehrzahl der Abgebildeten wendet
sich in ruhiger Haltung dem Beschauer
zu. Aber auch diese 11nthätigen Personen
sind mit außerordentlichem Geschmack
znsan1mengruppiert. Die bewegten und
die nnbewegten Gestalten vereinigen sieh
zu einem Bilde von höchstem Reiz der
malerischen Gesamterscheinung. Mit der
kiinstlerischen Wirkung von hell nnd drin:
kel geht die prächtige Farbenwirkung
Hand in Hand, bei welcher der lands
schaftliche Hintergrund tiefschattige
Bäume, die Gebäude des Schützenhauses
mit roten Ziegeldächern, ein Stückchen
Abendhimmel bedeutsam mitspricht.
Uniibertrefflich ist bei diesem Bilde auch
die Sorgfalt der Ausführung, die nament:
lich bei den Köpfen mit der größten
Liebe auf die feinsten Einzelheiten ein:
geht. Mit Recht gilt das Dulenstück
von 1633 als das vorzüglichste Meisters
Werk von Franz Hals.
Um diese Zeit stand überhaupt der
nicht mehr junge Meister auf der Höhe
seiner Schaffenskraft. Zahlreiche Be:
stellungen von Einzelbildnissen, namentlich
von seiten der höheren Stände, nicht
bloß Haarlems, sondern auch anderer
holländischer Städte, hielten ihn in bei
ständiger Thätigkeit. Wohl die Mehrzahl
der vielen trefflichen Bildnisse, die von
seiner Hand auf uns gekommen sind, ge:
hören dem Ende des dritten und dem
vierten Jahrzehnt des XVlI. Jahrhun:
derts an. Das Berliner Museum ent:
hält mehrere vorzügliche Beispiele. Da
sind zwei mit der Jahreszahl 1627 bes
zeichnete, als Gegenstiicke gemalte Bild:
nisse, dieiebenso wie das köstlich aus:
drucksvolle Bildchen eines verwachsenen
jungen Herrn von 1629 in kleinem Maßi
stabe,ausgeführt sind und die in ihrer
Nebeneinanderstellung ganz besonders
dadurch fesseln, daß man sieht, wie in
ihnen nicht die Auffassung allein, sondern
selbst die malerische Behandlung den ver: