funden hat, wesentlich heidnisc7e Impulse, die zu den
Ideen des dogmatischen Christenthums geradezu im Gegen:
saß stehen. Der christliche Tempel wird der Kunst immer
nur bis zu einem gewissen Grade 2lusgangs: und Sammel:
punkt sein können der Kultus der Schönheit an Ach und
der Lebensluft hat hier von Rechtswegen keinen Raum.
Alles, was wir thun können, ist, daß wir aus diesem Kultus
so viel als möglich herübernehmen.
Ein anderes sehr wichtiges Moment ist die Ueber:
Iieferung oder besser die Kontinuität sUnunterbrochen:
heitJ derselben. Auch wir haben uns ja auf dem Wege
des Studiums wieder in den Besitz von alten ,,Ueber:
lieferungenU gesetzt; wie sehr verschieden aber diese von
der lebendigen, von Geschlecht auf Geschlecht forterbenden
Kunstübung End, beweist schlagend die Schreckgestalt, welche
im Großen und Ganzen die deutsche Renaissance in den
Händen unserer modernen Bauhandwerker angenommen
hat. Mit wenigen riihmlichen 2lusnahmen darf man von
den letzteren sagen, daß sie beim besten Willen eigentlich
nur die Grammatik der Ornamente auswendig gelernt
haben, mit denen sie nun eine geradezu ünnlose Verschwendung
treiben. Den Unterschied zwischen dieser 2lrt von künstlich
geziichteter und der lebendigen Ueberlieferung zeigt uns ein
Blick auf die heute noch in alten Geleisen fortschreitende
iapanische Kunst. Aber gerade hier wird uns bei näherem
Zusehen eine Aufklärung, die vielleicht auch für uns von
großem Nutzen sein kann: wir bemerken nämlich, daß die
heutigen Japanesen bei den bildenden Künsten im Wefenti
lichen noch denselben Cehrgang, dieselben Wege der Berufs:
bildung innehalten, wie ihre Vorfahren vor tausend und
mehr Jahrenl Das scheint mir so hervorragend wichtig,
daß ich die Ueberzeugung auszusprechen wage: man belasse
jenem Volke seine religiösen und ethischen Ideale; man
lasse die Kontinuität seiner Kunstiiberlieferungen unangei