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Umstand hat ein besonderes Gewicht für die Beurteilung des
Wertes von Kunstwerken.
Ebenso ist durch die Erfahrung bestätigt, daß dieselbe
Ursache uns zugleich unangenehn1e Empfindungen und
angenehme Achtungsempfindungen erregen kann. CWir
bewundern die großen Geistesgaben Napoleons I. und empfing
den Kummer oder Zorn über die Schädeu, welche er Deutsch:
land zugefügt hat.J
Als ein weiterer ErsahrungssaZ gilt, daß wir, dort wo
wir ohne Zwang handeln, nichts absichtlich thun oder unter:
lassen, um uns unangenehme Empfindungen zu erregen, weil
wir das als Beeinträchtigung unseres Lebenswertes betrachten,
daß wir also ein solches Thun, wenn es vorkommen sollte,
als der gesunden Vernunft zuwiderlaufend erachten, schließlich,
daß wir die Handlung eines Anderen, welche darauf abzielt,
uns unangenehme Empfindungen zu erregen, als eine bös:
willige verurteilen, wenn sie mit Absicht begangen wurde,
und als eine zweckwidrige, wenn sie diese Wirkung auf uns
übt, ohne daß der Handelnde die Absicht dazu hatte. Die
Erhöhung des Lebenswertes ist der höchste Zweck jedes ver:
nünftigen Menschen und wir sehen, daß er deshalb die Ge:
legenheiten, angenehme Empfindungen zu gewinnen, aussucht.
Aus diesen SäSen wird weiterhin der Zweck der Kunst
zu erweisen sein; wir wenden uns nun den beiden Gattungen
des Denkens zu.