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Natur und Kunst.
dem Menschen. Bei einigen ausländischen Verwandten unserer
Aurora: und .3itronenfalter tritt auf den Spitzen oder Mitten
der Vorderfliigel ein lebhaftes Orange aus, welches sich bis
zu Mennig: oder Zinnoberroth steigern kann, und bei mehreren
Arten der afrikanischen Gattung Call0sune und bei den großen
Hebom0iasArten der indischen Inseln gesellt sich zu dem
tiefen Rath der Flügelspitzen ein kaum bemerkbarer blauer
Schiller, der das Noth leicht ins Violette zieht, den man
aber nur bemerkt, wenn man die im Sonnenscheine ihre
Flügel wiegenden Schmetterlinge ganz aufmerksam betrachtet.
Bei mehreren anderen Arten der Gattung Cal1osune dagegen
ist dieser blaue Schiller so deutlich geworden, daß er die
rothe Grundfarbe überstrahlt und diese Arten zu den schönsten
ihrer ganzen großen Familie Cder PieridenJ erhebt. Da
hierbei somit eine vollständige Skala vom leuchtendsten Blau
bis zum schwächsten Violettschimmer zu verfolgen war, so
untersuchte ich daraufhin mehrere europäische Arten derselben
Gruppe, bei denen bisher niemand ein Schillern wahrge:
no1nmen hatte. Und siehe da, unser Friihlingsbote, der ge:
meine Aurorafalter, sein südeuropäischer Bruder Eupheuo,
die ebenfalls südeuropäische, dem Zitronenfalter näherstehende
Kleopatra und viele andere Verwandten zeigten denselben
blauen Schiller, wenn ich durch ein mit Kobalt gefärbtes
Glas das allzuleuchtende Orange ihrer Färbung abblendete.
Da man nun für wahrscheinlich halten muß, daß der leb:
hafte blaue Schiller einiger afrikanischen Pieriden, durch ge:
schlechtliche Zuchtwahl aus jenem allgemeiner verbreiteten,
aber dem unbewaffneten menschlichen Auge unsichtbaren
blauen Schiller der orangefleckigen Pieriden entstanden ist,
so wird man annehmen müssen, daß diese Thiere selbst, das
für uns Unsichtbare Blau gewahren, d. h. einen zwar nicht
verschiedenen, aber schärferm Farbensinn bethätigen.
Noch schlagendere Beweise liefern die Paradiesvögel, von