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Natur und Kunst.
konnten, ja selbst noch jetzt in sogenannten leuchtenden Nacht:
Wolken ihr Dasein verrathen.
Aehnliche Farbenerscheinungen haben Reisende auch am
Tage bei vulkanischen Ausbrüchen gesehen, so z. B. der Reis
sende E. Whymper Juli 1880 am Cotopaxi, und J. Kiess:
ling, der sich besonders mit der Untersuchung dieser Er:
scheinungen beschäftigt hat, sah durch feine Salrniaknebel die
Sonne erst glänzend rothbraun und dann schnell wechselnd
blauviolett und zuletzt azurblau hindurchscheinen. Läßt man
die Salmiaknebel sich langsam senken, so bilden sich Schichten,
die bei feitlicher Tagesbeleuchtung gegen einen dunklen Hinter:
grund gesehen von unten nach oben die Färbungen roth:
braun, gelb, grüngelb und hellblau zeigen. Die Sonnen:
und Mondscheibe, die im Auf: und Untergange, wenn ihr
Licht die Dunstschichten des Horizonts zu durchdringen hat,
stark geröthet erscheinen, nehmen bei trockenen Nebeln oder
bei herrschendem Wüstenwinde noch tiefere rubinrothe Für:
bungen in ihren höchsten Stellungen am Firmamente an,
so daß die Vetheiligung trockner Nebel an diesen farbigen
Dämmerungserscheinungen nicht zu bezweifeln ist.
Andererseits nimmt aber der Wasserdunst der Atmosphäre
nicht weniger deutlichen Antheil, und ebenso wie in Bildung
begrisfene Wolken oft blaues statt weißes Licht zurückwerfen,
können sie auch durgehendes Licht röthlich färben. Der
Wasserdunst zeigt diese Fähigkeit nur in einem gewissen
Uebergangszustande, wie der Engländer Forbes gelegentlich
bemerkte, als er die Sonne durch den Dampfstrahl eines
geösfneten Lokomotiven:Ventils beobachtete. Sie erschien tief:
orange, wenn er nahe über der Ansftrahlungs:Oefsnung
durch den Dampfstrahl blickte, während die zu Wolken oder
feuchten Nebeln verdichteten Wasserdämpfe bekanntlich keine
Rothfärbung der Lichtstrahlen mehr veranlassen. Wir sehen
daraus, daß der Sättigungsgrad der Luft mit Wasser,