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Gab nun auch Lionardo zur Vereinfachnng in der Ein,
theilung der Flächen, zur Vergrößerung der Massen, dem An;
sehn nach den ersien Anstoß, so ward er doch, als, Naphael
in den Stanzen, Michelangelo Ein der Sixtina malte, von bei,
den schon in diesem einen Stücke überboten; unangesehn, daß
der. BegrisT der neuen schönen Manier Cdes MalerischenJ nicht
auf das MaMge sich beschränkt, vielmehr zugleich viele andere
dem Lionardo unerreichbare Vorzüge umfaßt: den Ton,
Schmelz, Uebergang und gewisse Spiele eines bis zum Muth,
wiiligen behenden Pinsels, in welchen, sey es die Gewandt;
heit an sich selbst, sey es vielmehr deren Erfolg, den neueren
Kunsisreund lebhaft zu ergöizen pflegt. .In den meisten dies
set Vorzüge hat, wenn wir dem Vasari folgen, Michelangelo
in seinen Deckengemälden der ßxtinischen Kappelle dem Rai
phael vorgeleuchtet. sOb man, oder in wiesern man dem
Vasari einräumen dürfe, daß Naphael aus diesem Werke Vor;
theil gezogen, ist schon voralters vielfach besprochen. worden VI.
Doch sind die Arten noch nicht geschlossen, und Vasari hat
auch hier die Kritik seiner Angaben durch eigene Verwirrung
erschwert.
Denn er gründet feine vielbespro.chene Behauptung, ,,der
Anblick der Deckengemälde in der ßxtinischen Kappel1e häbe
.Nnphael beiiimmt, seine Manier zu vergrößern,U auf einen
erweislich falschen Thatbeikand. Wie denn sein Werk über,
haupt von Verwirrungen in den Zeitangaben wimmelt, so ers
H S. vers. ed. set1ese, T. V1I. P. 78. die AUM. des kZMTscheU
Herausgebers. Vergl. Lan7.i sto. pItt. scuoI;i Rom. epocs1 II. RaiTacllo
dDUkh., Pittukc vatic;me. Neuerdings, besonders nach dem letzten, wie;
dckaUfgeIIvMMet1 von Quatkemöre de Quiacy, I. c. p. 67. ss. ;