434
Fiix2ktsi Abschnitt.
klassische Richtung, allein durch seinen kühnen und.gewaltigen Geist
zur Auffassung des Lebens in den leidenschaftlich erregten Momenten
hingetrieben, wurde er der erste Schlacl1tenn1aler aller Zeiten. Als.ents
schiedenster N aturalist lässt.er sich nur von seiner unvergleichlich scharfen
Beobachtungsgabe leiten, die ihn die Dinge so erfassen und darstellen
heisst, wie sie sich im Augenblick zeigen. Ein Gegner des idealen
Styles, verschmäht er die Principien einer strengeren Oomposition, indem
er die Zufälligkeit des Momentes wirken lässt, dabei aber, besonders
durch Hülfe seiner Meisterschaft im Oolorit und im Vertheilen von
Schatten und Liebt, die zahlreichsten Gruppen auf den ausgedehutesten
Plänen mit uniibertrefflicher Klarheit und Deutlichkeit schildert. Bei
einer ungemein resoluten, in7s Grosse gehenden Technik, die ihn in
wahrhaft unbegreiiiicher Schnelligkeit seine riesigen Bilder vollenden lässt,
besitzt er zugleich eine solche Kenntniss und Sorgfalt fiir9s Einzelne, dass
ihm auch nicht das Geringste entgeht, dass er Alles bis auf die Kleinigs
keiten der Uniformen u. dgl. auPs.Gewisscnhafteste darstellt. Stets weiss
er mit Leichtigkeit neue Motive zu ersinnen und in voller Anschaulichs
keit und Wahrheit des Lebens zu gestalten. In der Darstellung des
Pferdes besonders nach der Verschiedenheit der Backen, dem 0harakteris
stischen der Bewegung. und.s selbst. dess.physicgnomisehen Ausdrucks serss
reicht ihn unter den Lebenden Keiner. Den grössten Ruf haben ihm
seine meist kolossalen Bilder aus den Kriegen in Algerien, wie die Bei
lagerung von 0onstantine, der Ueberfall der S1nala AbdselsKader7s und
die Schlacht .bei Isly Csämmtlich im historischen Museum zu VersaillesJ,
erworben. Aber auch die mannigfaltigsten anderen Stoffe sind von ihm
behandelt worden: so manche populären Scenen und Motive aus den
Napoleonischen Kriegen, so das berühmte Bild des Mazeppa C1826J, ferner
aus der römischen Zeit, während Vernet der französischen Akademie zu
Rom als Direktor verstand Even 1828 anJ Seenen aus dem Leben Rafael9s
und Miehelangelo,s, wie Vorgänge des modernen Banditentreibens, sodann
biblische Darstellungen, denen er, durch Anwendung des heutigen Arabers
und Beduinenkostiims einen pikanten Reiz zu geben suchte, endlich kösts
liche afrikanische Genrebilder, wie das Gebet der Araber, die Eberjagd
in der Sahara, die Iiöwenjagd in der Metidja u. s. w. Zu seinen neuesten
Bildern gehört die Darstellung der Einnahme Roms durch die Frans
zosen C1852J.
F1G. 7. Crons1weI1 am singe Is:arlIs 1., von Paul Dels.roel1e. Einer
der entschiedensten Vorkämpfer des französischen Realismus war Paul
Delaroche, geb. 1797 zu Paris, gest. 4. Nov. 1856,..Anfangs als. Schüler
von le Gros in akademisehsklaJssischer weise sich bewegend, seit 1826
aber mit immer grösserer Entschiedenheit sieh eigene Bahnen brechend,
die ihm den Ruhm eines der gefeiertsten Geschiehtsmaler der Gegenwart
verschafft haben. Aber innerhalb dieses Gebietes hat er sich einen engen
Kreis ganz besonderer Aufgaben gewählt. Leidenschaftlich erregte Hands
lung, dramatische Bewegung, das Aufeinanderplatzen streitender Ges
walten ist nicht seine Sache. Er verlegt die Schaup1ätze der Leidenschaft
ins Innere und. sucht vornehmlich in den.Gesichtszijgen mit eindringens