Die Kunstdenkmä1er
der Gegenwart.
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so gewaltigen Eindruck, dass die anderen mit ihm coneurrirenden Künstler
zum Theil selbst ihm den Preis zuerkannten und sich freiwillig zurüeks
zogen. Rethel ist nach Wiegmann7s Ausspruch ,,unstreitig eins
der herv0rragcndsten Genies unter den jetzt lebenden Historiemnalern.
An Originalität und Kühnheit der Auffassung, an reicher Fülle und Grösse
der 1deen wie an Klarheit und hinreissender Gewalt der Darstellung
übertrifft ihn Keiner.U Was ihm seine eximirte Stellung unter den
Düsseld0rfern giebt, ist die zieht dramatische Energie, mit welcher er,
seinen Gegenstand im innersten Marke erfassend, die Ideen gestaltet.
Es weht ein gTossartig historischer Geist in seinen C0mp0siti0nen, und
Nichts liegt ihm ferner, als lyrisehe Subje1itivität, ruhige Stimmungss
malerei. Wie er in wenigen grandiosen Zügen gleichsam das Ewiggültige,
den Kern des Gedankens zu ergreifen weiss, zeigt unsre Abbildung, die
den Moment darstellt, wo Hannibal an der Spitze seiner Krieger die
Höhe der Alpen erstiegen hat und in die lachende lombardische.Ebene
niederblickt. Das Blatt gehört einer Reihe von äusserst geistreich bei
handelten Aquarellen an, und wir verdanken den Angehörigen des
Künstlers die Gunst, es unsern Lesern mittheilen zu dürfen. Nach dem
Original gezeichnet.
Frei. 5. 1Vttcjam, von Chr. Römer. Wir fügen hier noch das Werk
eines. Meisters der Düsseldorfer Schule hinzu, der, in näherem geistigen
Zusammenhang mit derselben .als Rethel, doch auch in. seiner VVeise
eigenthümlich bedeutend erscheint. Christian Köhler, geb. 1809 zu Werben
in der Altmark, gehört zu dem änfängliehen Kern der Schule, da er,
sehen in Berlin mit Sehadow verbunden, seinen Lehrer auch nach Düssels
dorf begleitete. Er vertritt hier in bedeutender Weise die heroische
Richtung der Kunst, VI indem er in seinen Bildern, deren Stoffe meistens
dem alten Testamente entnommen sind, Zustände patriarehalischen Lebens
oder die siegende Gewalt freudiger Gottbegeisterung und unverzagten
He1denmuthes mit wenigen grossen Zügen und einfacher ernster EarbeIF
stimmung zur Anschauung bringt. Sein Bild ,,Mirjam7s Lobgesang beim
Zuge der Juden durch das rothe Meer,U 1837 gemalt, befindet sieh zu
Düsseldorf im Privatbesitz. Bemerkenswerth erscheint, dass er meistens
Eraueneharaktere darstellt, so Rebecka am Brunnen, die Marien am Grabe;
Susanna im Bade, Semiramis, die Germania u. A. Nach dem Stich von
Xav. stejfensand.
Tafel
XVII.
C123.J
MALERlI1.
DElJTSCEE
0iisseld0rlek
Schule.
FIO. I. Die vom Gewitter übskrs.sohten sclmlttek, von .Is.eob Becken
Der gesunde Icea1ismus, das Lebensp1sinzip der Diisselc1orfer Schule,
welches durch die r0mantiSohssentimenta1e Richtung nur verschleiert,
VI R. Wi ogman11, a.
Deakms.1ek der Kunst. l1.
140.
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