378
Fünfter Abschnitt.
Dache liegend, Cvgl. das Q,uerproiil Fig. 2J enthalten in einem zweiten
Geschosse ausgedehnte Emporen; so umfasst die. grosse Altarapsis nicht
bloss das KIittelschiif, sondern auch die beiden eng mit demselben vers
bundenen Seitenschiife; so schliesst der Bau nach aussen nicht mit der
Apsidenform, sondern, da noch eine Kapelle für die Trauungen vorgelegt
ist, geradlinig. Erwähnen wir noch, dass neben der Apsis am Ende der
äussersten Seitenschiife die Sakristeien liegen, und dass eine tiefe vors
halle den Eintritt ins IIauptschiif vermittelt, während man aus dem Saus
lenprcstyl, der die Vorhalle umgibt, direkt in die Seitensohiffe gelangt,
so haben wir das Wesentliche über die räumliche Disposition gesagt.
Die Anlage des Ganzen hat nicht unbeträchtliche Dimensionen: die innere
Länge misst im Lichten 188,, die Breite 1057, wovon 357 auf das Mittels
schiff kommen. Für die Detailbehandlung sind vorzugsweise ldie grieohis
schen Formen 1nassgebend gewesen: die ionischen säulenreihen unten,
die korinthischen oben sind durch vollständige Architrave verbunden.
Die Decke des Mittelschiffes im Scheitelpunkt 80, hoch über dem Boden,
zeigt ein sichtbares IIängewerk, dessen Abthei1ungen cassettirt und mit
vergoldetem Sterns und Kreuzformen auf abwechselnd blauem und rothem
Grunde decorirt sind. Aehnliche Behandlung ist in den Seitenschiifen
durchgeführt. : Das Innere ist in allen seinen Theilen mit enkaustischer
Wachsmalerei auf G0ldgrund prachtvoll ausgestattet; zur Entfaltung iigürs
licher Darstellungen boten die Seitenwände, die Friese über den Säu1ens
reihen, besonders aber die grosse J:lalbkuppcl der Apsis reichlichen Spiels
raum. Auch die Fenster sind mit Glasmalereien geschmückt, so dass die
Harmonie des 1nnern eine vollständige ist. Das Aeussere erhält nur
durch einfache Fenster zwischen Pilastern eine belebende Gliederung,
die Fa9ade zeigt den antiken, säulengetragenen Giebel mit einem, a1lers
dings ebenfalls in antiken Formen streng durchgefiihrten, Thurmbau vers
bunden. Die Ausführung in Schnittsteinen ist eine vorzügliche; die von
der Stadt Paris getragenen Kosten des ganzen Baues belaufen sich auf
c. 4,000,000 France. IsJrbkam, Zeitschrift für Bauwesen, Jahrg. V., Bl.
.31 und 32., nach den Zeichnungen von Borstell und Koch.
F1G. 4. Paea.de der Kirche St. clotl1do Zu Paris, von Sau und Be.11y.
Wir geben diese Kirche als Beispiel jener anderen Auffassung der A.rchis
tektur, welche durch die neuere Richtung der Archäologie in Frankreich
hervorgerufen, den heimisch mittelalterlichen Styl zum Ausgangspunkt
für die modernen Bestrebungen macht. Die Kirche St. clotilcle wurde
von 1847 bis 1853 auf Kosten der Stadt Paris in streng gothischem
Style nach den Plänen des deutschen Architekten Grau Cgeb. zu Köln
1790, gest. 1854 zu Paris; errichtet. Nach der Erkrankung des ersten
Baumeisters übernahm Bally, Architekt der Stadt Paris, die Fortführung
des Baues unter wesentlichen Modificationen, welche vorzugsweise die
Fa9ade und die construktion des Daches betrafen. Die Fa9ade, anfangs
in einfachen Formen mit zwei horizontal abschliessenden Thiir1nen ents
worfen, wurde so un1gestaltet, wie unsere Abbildung sie zeigt. Das Dach,
anfänglich für Holz projektirt, erhielt eine vollständig durchgeführte
F.isenconstruktion, so dass jetzt die Schalbretter für die Zinkbedachung