Kunst.
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diesen würdigen Männergestalten vor uns zu haben glauben. Zur RechT
ten sitzt der hl. Petrus auf einem erhöhten Sessel, mit gefalteten Hans
den zum Himmel aufblickend. Um ihn versammelt sich wiederum ein
Kreis meist bejahrter Männer, welche stehend oder knieend an dem Ges
bete des Heiligen Theil nehmen. Der Hintergrund ist durch eine Mauer
mit Blumenvasen, über welche Bäume hervorragen, und durch andere
Baulichkeitcn abgeschlossen. Uebrigens werden einige Theile des Bildes,
n. A. der Knabe und die ihm zunächst stehenden Figuren, dem Filippino
Lippi Cvgl. Tafel 67, Fig. 4J zugcsehrieben. Lasinio, a. a. 0. tav. l.
Fig. 2 und Z. Gruppen aus dem Tk1umph2uge des Julius Cäsar, von
AmIrea.1V1antegna. Bisher haben wir nur die Malersel1ule von Toscana
in einer Anzahl florentinischer Meister repräsentirt; eine wichtige Ergans
zung unserer Anschauungen vom Zustande der damaligen Malerei gewinnen
swir durch den IIauptreprüscntanten der paduanischen Schule, Andrea
Mantegna, der von 1430s1506 lebte und neben einer ausgedehnten
Thätigkeit in Staffeleibildern und decorativen Malereien auch als Frescos
malcr, besonders Hin Padua und Mantua, sieh auszeichnete Cvgl. Taf. 69,
Fig. 2J. Mantegna, im Grunde ein Iiealist, wie nur irgend Einer der grossen
Florentiner, ging in der Durchbildung seiner Gestalten von der Nachahs
mnng der Antil;e aus und entnahm auch einen Theil seiner Gegenstände
dem klassisel1en Altertl1um. Unter seinen derartigen Werken ist eines der
bedeutendsten der Cyklus von VVandgemälden, den er für den Herzog Gons
zaga von Mantua in dessen Palast bei S. Sebastiano in Mantua ausfiihrte.
Wir geben davon in vorstehenden Abbildungen zwei getrennte Gruppen:
auf Fig. 2 ist es ein Zug von Kriegern, die auf den Schultern oder auf
einer Bahre die schwere Last der erbeuteten Tr0ph5jen tragen, eine
Menge von schwierigen, nur mit dem tiefsten Verständniss des menschs
lichen Körpers darstellbaren und doch über jede Gezwungenheit erhabes
non Stellungen; auf,Fig. 3 ist es Cäsar selbst, der, von einer Vics
toria bekränzt, auf dem Triumphwagcn cinherzieht, von lorbeertras
genden Kindern geleitet. .Die Ma1ereien haben leider sehr gelitten,
sind uns jedoch genauer, als durch ihre Reste selbst, durch die vor
der Ausführung von Mantcgna angefertigten und gegenwärtig auf
Schloss Hamptoncourt in England befindlichen 0artons zugänglich.
.Sie bestehen in neun, mit Leimfarben auf Leinwand gemalten, 97 im
Quadrat grossen Bildern, welche durch zierliche Pilaster getrennt, durch
die Composition jedoch zu einem fortlaufenden Ganzen verbunden sind.
Einige der Gruppen sind von Mantegna selbst in Kupfer gestochen.
Fig. 2 nach einem 0riginalstieh des Mantegna zu Berlin, bei Bartsch, Peintre
graveur, vol. Xll1, P. 236, n. 14; Fig. Z nach dem Stiche von kIuyberts in
der grossen Ausgabe der Werke des Julius Caesar von S. Clarlce, London
1712, vol. U, tav. 9.
FIG. 4. 1Ierculos und Antaeus, nach Austrag Montagna. Wie tief
Andxs9a Mantegna, ohne Zweifel an der Hand namentlich spätantiker
Sculptnrwcrke, in das Studium des Nackten eindrang, zeigt dieses Bild
des IIercules und Antaeus, welches sieh auf einem von Giovanni da
Brescia, wahrscheinlich nach einer Zeichnung Andrea Mantegna7s,
Den1imä1er der Kunst. II. 17