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Abschnitt.
Dritter
tails, in der man mit Recht ein Bild der damaligen Blüthezeit Kastiliens
unter König Ferdinand I11. erblicken zu dürfen geglaubt hat. Neben
den durchgehcnden spitzbögen erscheint als Abschluss der grossen Rose
über dem Hauptportal der an arabiscl1e Elemente erinnernde Kielbogen.
Die mit Fialen reichausgestatteten Thürme sind von achtseitigen durchs
brochenen Pyramidcn bekrönt. Die aukfallendc Leerheit des unteren Gras
sehosses der Faeade rührt von einer im Jahre 1794 erfolgten Plünderung
her, in welcher ein unermesslicher,Reichthum architektonischen und stas
tuarischen schmucl:es von diesen Mauern abgerissen wurde. vil1a
Amil, a. a. 0. II, P. 18.
Pia. 4. Ca.plI1s. del conclestable in der 1cathedrs.le von Zinses. Eine
ganz besondere Aufmerksamkeit verdient, als eines der üppigsten Baus
Werke dieser dekorativen Gothik, die dem Schlusse des hohen Ohores
der Kathedrale von Burgos angebaute 0apilla del Oondestable. Dieselbe
wurde unter Ferdinand und 1sabella im Jahre 1487 von D. Pedro Hernans
dez de Velasco, 0onnetable von Kastilien und seiner Gemahlin D.MeI1cia
gegründet und birgt die Grrabmäler dieser beiden als ihre schönsten stas
tuarischen Zierden. Im Grundriss ein Achteck von 80 Fuss Durchmesser
erhebt sie sich in vier Stockwerken zus einer nicht unbeträchtliehen Höhe
und wird von einer kühn gewölbten Kuppel, deren Rippenwerki die
obersten Theile unserer Abbildung noch sehen lassen, überdeckt. Wir
beünden uns vor dem Eingang hinter dem Hochaltar der Kathedrale
und haben die beiden kolossalen Pfeiler vor uns, die den mit mehrfachen
Reihen g0thischen Zackenwerks geschmückten Bogen des Ein anges
stützen. Neben.seiner runden Wölbung zeigt der Bau den Spit5bogen
in breiter, geschweifter und schlankerer Bildung. Die Pfeiler tragen eine
grosse Anzahl statuarischer Werke, und ein gleicher Schmuck ist auch
auf den spitzen der Bögen des zweiten St0ckwerkes und in den Galerien
angebracht. Villa Amil, a. a. 0.1, P. 65.
. Pia. 5 und 6. Kirche von Datums. Unter den portugiesischen Kirs
chen aus gothischer Zeit nimmt die Kirche da batalha in der Nähe von
Lissabon, so genannt, weil sie,im Jahr 1385 nach der siegreichen Schlacht
von Aljaruta von König Johann I. erbaut wurde, die vornehmste stelle
ein. Als Baumeister wird uns unter Anderen auch der Ir1änder Hacket
angegeben und mit Ausnahme der an den Dächern und Gsesimsen herrs
schenden südliohen Horizontallinie stellt sich die Kirche mit ihrer eins
fachen Plananlage und klaren Durchbildung auch als ein echt germanisches
Bauwerk dar. Das Langhaus CFig. 6J hat drei schiffe, deren mittleres
bei einer Höhe von 90 Fuss die Seitenschilke etwa um ein Dritttheil übers
ragt; an den weitaus1adenden, einschiikigen Q,uerbau schliessen sich uns
mittelbar fünf Kapellen an, deren mittlere die grössere Breite des Mittels
Schiffes hat und auch etwas mehr Tiefe besitzt als die seitenkapellen.
Hinter dem Chor befindet sich, ähnlich wie bei der Kathedrale von Burs
ges die 0apilla del eond.estable CFigJ 4J, die achteckige Grabkapelle des
Königs Emannel, mit deren Binrechnung die Länge der Kirche 4164 7U auss
macht. Die Fac;ade CFig. 5J zeigt bei zahlreichen horizontalen Abtheiluns
gen ein zierlich aufsteigendes Strebesystem mit ausgezackten strebebögen