Publicnm.
und
Kritik
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anderen Zugehör zum Ausdrücke gebracht. Einstweilen aber
muß ich Sie bitten, abznwarten.H
Der Mann ging nicht sehr beschämt, die Besprechung
der Eutwürfe wurde auch nicht in einem Buchstaben geändert,
sie enthielt aber eine energische Verurtheilung der Arbeit
des jungen Künstlers, der sich seither freilich nicht aus dem
Gebiete der Denk1nalplastik einen geachteten Namen gemacht.
Sein wohl1neinender Berwandter aber hat es begreiflicher:
weise vermieden, noch einmal mit dem Kritiker zusam1nen
zu treffen. Das Publieum irrt ohne Zweifel ebenso wie die
Kritiker und die Künstler, aber es hat vor diesen Beiden
das voraus, daß es seine Jrrthü1ner immer wieder zurück:
nehmen und durch richtige Urtheile ersetzen kann, denn es
ist sehr langlebig und kann Hunderte von Jahren hindurch
seine Anschauungen berichtigen.
Es ist souverän und kann im nächsten Augenblicke
widerrufen, was es in diesem behauptet. Der Kritiker muß
aber bei der Stange bleiben, und wechselt er seine Meinungen,
so wird er als charakterlos verurtheilt und verliert Auto:
rität, er soll sich weder beeinflußen lassen noch drehen und
wenden. Eigensinn ist also eine seiner allerbesten Eigen:
schaften und er soll sich eigentlich, wie Viele meinen, weder
belehren nach bekehren lassen.
Für den Künstler hinwieder sind zwar die Jrrthün1er,
welche sie in ihren Werken begehen, verhängnißvoll, schiefe
Urtheile aber, die ihnen bei Beurtheilung der Schöpfungen
Anderer arriviren, schädigen sie in der allgemeinen Meinung
gar nicht, ja sie sind bei den meisten Künstlern ganz natur:
gemäß; nur die Meister von alleruniversellster Begabung
bilden von dieser Regel eine Ansnah1ne, wie etwa der alte
Menzel, der einmal sagte, ,,es sei weder ein Buch, noch ein
Bild, noch eine Statue, noch ein Haus so schlecht gerathen,
das; man, wenn man es der Mühe Werth hält, sie eingehend