ge1nein gepriesen werden. Die schwankenden Stim1nungen,
die Nervenüberreizungen histerischer Frauen, die Offen:
l1arnngen, welche solchen krankhaft veranlagten Persönlich:
seiten vielleicht durch einen sechsten Sinn, der nur ihnen
zu eigen ist, znkounnen, kiinstlerisch zu Veranschauliehen,
ist ein ebenso verkehrtes Beginnen als das Bestreben über:
haupt, pathologische Zustände als würdigen Gegenstand der
Kunst aufzufassen nnd in Verwendung zu bringen. Solche
von abnorn1aler Nerventhütigkeit heiu1gesnchten Personen
sehen allerdings Dinge, die kein gesundes Auge jemals er:
blickt hat, und sie reden sich ein, daß die Gebilde, welche
durch derartige Anregungen entstanden sind, eben das für
sich haben, daß sie gesunden, in ihren Augen gewöhnlichen
Menschen unverständlich sind. Sie verwechseln immer klaren
Sinn mit Flachsiun, Undeutlichkeit und Unbestimmtheit mit
tiefem Sinn. Eine Kunst von Weibern und nur für Weiber
geschaffen, kann es nicht geben, weil alle Kunst zwar rein
menschlich, aber geschlechtslos ist. Gerade nur das, was den
Männern und Frauen gemeinsam ist an Liebefähigkeit,
Anfopferungsfähigkeit, Feinfühligkeit für Stimn1ungen und
Gefühle, ist der Hauptgegenstand künstlerischer Darstellung
gewesen nnd wird es in aller Zukunft bleiben. Auch muß
man betonen, daß die ausgezeichnetsten Kiinstlerinnen ihre
Erfolge im Kunstsehaffen nicht zum geringen Theile dadurch
erreicht haben, daß sie ihre Weibliehkeit demselben in nicht
geringem Grade zum Opfer brachten.
Von den Kämpfen, welche sie diesfalls zu bestehen
haben, geben gerade die Biographien der Alterersten und
der :7lllerbedeutendsten unter ihnen untrügliche Beweise.
Wenn diese kurze allgemeine Andeutung nicht genügt,
so rathen wir beispielsweise nur die Lebensgeschichte der aus:
gezeichneten Malerin Angeliea Kaufmann oder die zehn Blinde
Memoiren der wiederholt genannten Georges Sand durch: