werte nicht nur nicht mit Gewinn, sondern geradezu mit
Verlust weitergehen. Wie viele Stunden, wie viele Reden
sie verwenden 1niissen, um ernst zu nehu1ende Känfer für
ihre Ansicht zu gewinnen, das weiß ein jeder, der ernstlich
den Arbeiten des Kunsthiindlers nachgegangen ist. Das ist
auf allen Gebieten der Kunst so; einer der ausgezeichnetsten
Kn11stindustriellen Wiens, der in Amerika, in England und
in Frankreich einen großen Namen hat, beschäftigt für sein
Etablissement seit Jahren hervorragendstc Architekten, nnd
bei wiederholten Rundgiingen in diesem Etablissement ist es
uns mehr als einmal geschehen, daß gerade jene Objeete,
welche durch künstlerische Feinheit unsere volle Bewunderung
erregten, von dem Chef als solche bezeichnet wurden, an
denen er sein Geld verloren habe. Es giebt eine berechtigte
Originalität in der Kunst, welche anfänglich auf den Be:
schauer, wenn er auch ein experimentirter Kunstfreund ist,
befremdend wirkt, und solche freilich geht unter. An Bizar:
rerie streifende Eigenart muß jahrelang immer wieder der
Betrachtung des Publicums zugeführt werden, um endlich
nach ihrem vollen Werthe erkannt und gewürdigt zu werden.
Nun drängt sich ja jedem Unbefangenen die Frage auf:
Was würde aus einem derartigen Künstler, der eben nicht
so geartet ist, daß er dem herrschenden Geschmacke gleich
zugänglich wird, werden, wenn er nicht als Mittelglied für
das Verständnis des Publicums den Kunsthiindler hätte,
der sich ebenso wohl im eigenen Interesse als im Jnterefse
des Künstlers dafür einsetgtP
Jeder Liebhaber strebt danach und soll danach streben,
Kunstkenner zu werden. Das einzige Mittel dazu ist wie
gesagt daß er sehen lernt, und um dies zu erreichen,
muß er vor allem die Stärke haben, sich nicht einen besseren
Geschmack anzulügen, als er besitzt. Wer von Anfang an
nur kauft, was ihm gefällt, der wird bei der Betrachtung
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