Illustration.
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gleich den Ruf gewonnen hatten, dessen sie sich heute er:
freuen, den schlagendsten Beweis geben, daß, wenn einer
überhaupt dazu befähigt ist, das Jllustriren nicht schadet.
Was aber wenige, die auf die Illustration herabsehen, zu:
geben, ist die Thatsache, daß dazu ein großes positives
Können, umfassende Bildung und fruchtbare Phantasie ge:
hören. Mancher von denen, die sich über die Illustration
erhaben fühlen, würde, wenn er welche liefern müßte, bald zu
dem Bekenntnisse bewogen werden, das; hinter einer guten Jllu:
stration weit mehr steckt als in manchem viel bewunderten
Stimrnnngsbild. Allerdings muß man zugeben, daß das
Jllustriren auch wieder eine speeielle Begabung erfordert,
die hauptsächlich in dem Gedärhtnisse für Form liegt, das
eben manchem trefflichen Künstler bis zu einem gewissen
Grade fehlen kann, oder einfacher, es giebt eben Maler, die
nach der Natur alles, ohne dieselbe nichts zu Stande bringen.
Was versteht man überhaupt unter JllustrationP Im
weiteren Sinne eigentlich nur die bildnerische Darstellung
eines Gedankens. Sie soll veranschanlichen und erläutern,
einen Gedanken, den Jnhalt einer Darstellung, ein Charakter:
bild wiedergeben, die Phantasie des Lesers wecken und unter:
stützen, und darin liegt ihre große Bedeutung; sie ist das
vermittelnde zwischen Schriftsteller und Leser und hilft beiden,
dem Dichter, daß er leichter verstanden wird, dem Leser,
daß er leirhter versteht. In Bezug darauf, daß das Wort
illnstrativ so oft als Tadel angewendet wird, ist auch zu
sagen, daß das in der Ansicht begründet ist, das Jllustriren
sei leichter und eines geringeren Könnens bediirstig.
Der Unterschied zwischen Illustration und Gemälde
liegt wohl auch vornehmlich darin, daß in der Jllnstration
mehr erlaubt ist als im Bilde, daß schon in Folge des kleinen
Formates die Conception nicht so streng erwogen zu sein
braucht, denn es steht einmal trotz vieler gegentheiliger An: