Klci11kunst.
Die
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wie viele Leute da im Laufe der Jahre ihr Talente ver:
biiffeln.H Bis dahin aber, daß die Kunst wieder a1n leben:
digen Schaffen erzogen wird, mögen diese Schulen in fort:
schrittlichem Geiste geleitet werden, nnd zwar in einer Weise,
welche nicht in hergebrachten Anschauungen erstarrt, vor der
Macht der Mode sich ängstlich verschließt, sondern diese in ihren
eigenen Bestrebungen benüt;t nnd sie diesen zu unterwerfen
versteht. Denn die Mode ist um so mächtiger, je stärker die
Conenrrenz ist, die Coneurrenz aber 1nacht die Gewerbe:
treibenden aller Art leben, denn sie geht von einem Publieum
ans, dessen Appetit nach Neuem, nicht Dagewesenem i1nmer
rege ist, nnd das dadurch, daß es unermüdlich nachfragt,
auch stetig wieder frisches Angebot erzeugt. Die Mode kann
oft von Uebel sein, sie begeht ihre Unthaten auf jedem Ge:
biete, auch auf jenem des Kunstgewerbes, wie man ja all:
täglich sehen kann. Aber die Mode bedeutet auf kunstgewerb:
lichem Gebiete das, was die Freiheit auf politischem bedeutet,
nnd sie ist wie die freie Presse, welche die Wunden heilt,
die sie geschlagen; was sie heute schlecht macht, verbessert sie
morgen wieder. Man muß sich ihr nicht unterwerfen, aber
man muß sich ihrer bedienen, nnd sie ist es auch, welche
dafür sorgt, daß das Kunstgewerbe nicht in hergebrachten
Schablonen nnd die Schule nicht in einmal festgesetzten
Regeln verknöchert.
Zum Schlusse dieser Erörterung des Themas möchte
ich noch einmal betonen nnd hervorheben, daß die Ent:
wickelung der Kleinkunst stets mit jener der großen Kunst Hand
in Hand geht. Ueberall, wo bedeutende architektonische Auf:
gaben sind, entsteht eine starke Nachfrage nach Meisterwerkeu
der Kleinknnst; überall, wo hervorragende Architekten zur
Ausführung von großen Bauten herangezogen werden, er:
geben sich ganz natnrge1niiß wichtige Aufgaben auch für die
Meister der Kleinkunst, und diese gewinnen dadurch Selbst: