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Die Kleinkunft.
theaters man behauptete, sie habe seinerzeit die Einkünfte
eines ganzen Königreiches verschlungen entfernt und das
Jnnere desselben in jenen kahlen Zustand versetzt wurde,
in welchem es noch vor wenigen Jahren zu sehen war;
ebenso geschah es, das; das einstige Palais Fries auf dem
Jofefsplatze, nachdem es, da der Graf im Jahre 1824 fallirt
hatte, in den Besitz des Markgrafen Pallavicini übergegangen
war, im Inneren durch eine unoerniinftige nnd gegen das
vorhandene Gute schonungslos vorgehende Restaurirnng u1n
seinen besten kunstgewerblichen Schmuck gebracht wurde, und
zwar handelte es sich in diesem Falle in erster Linie um ein
Werk des ausgezeichneten classieistischen Bildhaners Zentner,
dem man bekanntlich das Josessdenk1nal und die schönen
Karyatiden an dem genannten Palais verdankt, u1n Fries:
reliefs nämlich, die in einem der Prunksiile angebracht
waren. Als ein Hauptvandale in dieser Richtung wurde mir
wiederholt der Architekt Beer genannt. Auch iu dem Palais
des Fürsten Liechtenstein in der Bankgasse, das von einem
der geistvollsten Architekten des vorigen Jahrhunderts gebaut
wurde, mögen bei der in den Jahren 1839 bis 1847 durch
den Engländer Devigne daran vollzogenen Neugestaltung
nicht wenige Fehlgriffe stattgefunden haben. Gewiß ist, das;
bei dieser Gelegenheit der Palast mit einem für damals ganz
unerhörten Luxus ausgestattet wurde, da man alles in
echtem Material durchbildete; Devigne, der eigentlich seines
Zeichens ursprünglich Maschinenbauer war, liebte es über:
haupt, die Schönheit der Form durch die Kostbarkeit der
Stoffe zu ersetzen nnd führte den Bau verschwenderifch, so
daß es beispielsweise der Schloffer Finsterle für gut fand,
sich für die von ihm gelieferten Arbeiten anstatt mit darein
Gelde durch die Ueberlassnng des Kahlenberges bezahlt zu
machen. Die Geschichte dieser Restauration des Liechteu:
stein7fchen Palais veranlasst uns, über zwei jener Zeit