Kunst.
AkUße
Die
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will, daß Schweigen in dem Verhältnisse, in deu1 sich Beide
befänden, wahrhaft Gold sei.
Es ist sehr begreiflich, daß außer den mythologifdJen
Scenen, die zur Ausfchmüifung monumentaler Jnnenräumc
benutzt wurden, auch die Allegorie häufig in Verwendung
kam und noch verwendet wird. Man ist so weit gegangen,
diese Form der ki.instlerischen Darstellung überhaupt zu ver:
werfen. Wir denken aber, daß dies vollständig irrig sei.
Jst die Allegorie eine solche, daß augenblicklich ihr Sinn
jedem Beschauer klar wird, benützt man sie in Bezug ans
die Ausgestaltung der Figuren, auf die Accidentien, die
ihnen beigegeben werden, als das Charakteristische, welches
den Sinn der Figur und überhaupt der gesammten Aus:
schmiickung klarlegt, so ist sie ein oortreffliches Mittel, die
Seele des Gebäudes, d. i. seinen Zweck, seine Bestimmung
klarzulegen. Wenn in einem Gebäude, das der Kunst ge:
widmet ist, Helios dargestellt ist als der Spender des
Lichtes, das überhaupt ein Symbol der Kunst ist, umgeben
von den Musen, deren Bedeutung durch die Accidentien,
mit denen sie ausgestattet sind, wieder klargestellt wird, so
wird jeder Beschauer empfinden, daß dieser Schmuck mit
der Jdee des Ganzen congruirt, ebenso, wenn zur Aus:
schmücfung eines Theaters die Plastiken Melpomene oder
Thalia oder Polyhymnia verwendet werden, oder wenn auf
dem Deckenbilde die tragische und die komische Muse dar:
gestellt sind, oder wenn im Veftib1tle oder im Zuschauer:
raume die Büsten und Porträtstatuen berühmter tragischer
und komischer Dichter oder hervorragender Hiftrionen auf:
gestellt find. Ja, man kann mit vollem Rechte behaupten,
daß man in Bezug auf sinnfäl1ige Verdeutlichung der Idee
eines Bauwerkes gar nicht weit genug gehen kann; jedes
scheinbar nebensächliche Orna1nent: ein Blumengehänge,
geometrische Figuren, muß mit der Grundidee des Ganzen
Ranzoni, Dis Schöne. IT