Die
AWßO Kunst.
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Ueber1nenschlichkeit gesteigert wurden, so daß man sagen
kann, der Uebermensch Nitzsche7s, der ebenso viel bewundert
wird als feine Erfindung des Heerdeviehes, womit er die
gewöhnliche Menschheit bezeichnet, ist eine alte Erfindung
nnd besteht so lange, als die Menschen überhaupt das Be:
dürfniß haben, sich höhere Wesen als ihren Schutz, als die
Mächte, denen sie ihr Schicksal anvertrauen, vorzustellen.
Alter Glaube war von jeher und wird stets authropomor:
phistifch sein, d. h., die übersinnlichen Wesen, ob sie nun
als gute oder böse Wesen, Orn1nzd oder Ahri1nan, gedacht
werden, und als solche den Lebenslauf der Menschen
bestim1nen, sind von der Kunst als bis zum Erhabenen
erhöhte oder bis zum Scheußlichen erniedrigte Menschen
dargestellt worden. In Bezug auf die Darstellung der bösen
iiberirdifchen oder unterirdischen Kräfte ist man in aber:
gliiubischen Zeiten so weit gegangen, daß uns die einstmals
1nit Bewunderung angeftarrten derartigen Gebilde heute als
lächerliche Fratzen erscheinen, so z. B. alle Darstellungen des
Teufels, die uns die 1nittelalterliche Malerei und Sculptur
nnd auch diejenige späterer Zeiten vorführte. Wer heute
daran geht, derartigen, damals ja naturgemäßen Dar:
stcllungen Ebenbürtiges zu schaffen, wird einfach aus:
gelacht. Es ist dies einem der begabtesten Vertreter der
modernen Richtung in Deutschland, Franz Stark, arrivirt,
als er in einer Figur von grotesker Häßlichkeit den Satan
zu veranschaulichen suchte.
Dieses Furcht nnd Grauen erregen sollende Ge1niilde
rief nur Gelächter der wahrhaft Kunstnerständigen hervor.
Die Einen sagten: ,,Da wird der Teufel übertenfeltH und
das Bild erinnere sie an den Ausspruch eines Komikers,
der, mehrmals wiederholt, von zu:erchfellerschiitternder Wir:
hing war: ich sage ,,im1ner nur BöfesU. Andere aber lachten,
wendeten sich kopfschüttelnd ab und sagten: ,,Wer glaubt