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L5sIlichelangeloIs.
Neuntes
Capitet.
Am 11. März langte er in Florenz an. Nach dreißig
Jahren freiwilliger Verbannung kam Michelangelo todt zurück
in seine Vaterstadt. Nur Wenige wußten, daß er es sei, der
in dem verhüllten Sarge durch das Thor einzog. Der Herzog
scheint den Befehl ausgesprochen zu haben, daß geschwiegen
werde. Unberührt, wie er ankam, wurde der Sarg in die
Kirche von S. Piero Maggiore getragen und niedergeset3t.
Der nächste Tag war ein Sontag. Gegen Abend ver:
sammelten sich die Künstler in der Kirche. Ein schwarze
Sammetdecke mit Gold gestickt lag über der Leiche und ein
goldenes Crucifix darauf. Alle umgaben sie in dichtem Kreise;
Fackeln wurden angezündet, welche die älteren Künstler trugen,
während die jüngeren die Bahre auf die Schultern nahmen,
und so ging es nach Santa Croce, wo Michelangelo beigeseHt
werden sollte.
Es war ganz in der Stille geschehen. Einzeln hatten sich
die Künstler in San Piero Maggiore zusammengefunden. Aber
das Gerücht war durch Florenz geflogen, die Leiche sei an:
gelangt. Als der Zug aus der Kirche trat, empfing ihn eine
dunkle große Menschenmenge, die still durch die Straßen mit:
zog nach Santa Croce.
Hier erst in der Sacristei wurde der Sarg geöffnet. Das
Volk war in die Kirche eingedrungen. Da lag er, und obgleich
drei Wochen vergangen waren seit seinem Tode, schien er un:
verändert Und trug kein Zeichen der Verwesung: die Züge
unentstellt, als wäre er eben gestorben.
Aus der Sakristei trugen sie ihn so in die Kirche, an die
Stelle, wo er beigesetzt werden sollte. Die Menschenmenge
aber, die jetzt zuströmte, war so groß, daß es unmöglich war,