Lceyte
Marmorarbeit.
457
Jn deinem Willen ruht allein der meine,
Dein Herz, wo die Gedanken mir entstehn,
Dein Geist, in dem der Worte Quell sich findet:
So kommt,s, daß ich dem Monde gleich erscheine,
Den wir soweit am Himmel nur ersehn
Als ihn der Sonne Feuerstrahl entzündet.
Von Cavalieri hat Michelangelo ein lebensgroßes Portrait ge:
zeichnet, das einzige neben dem Vittoria Colonna7s, das er
überhaupt gearbeitet.
Wenn Michelangelo nach den Gemälden der Paolina nichts
mehr in Sculptur und Malerei vollendete, so ist das nicht so
zu nehmen, als ob er plötzlich mit beiden Künsten gebrochen
hätte. Es war ihm viel zu sehr Bedürfnis; geworden, zu
meißeln und zu zeichnen, und er hat gezeichnet, bis seine
Hände den Stift nicht mehr zu halten vermochten. Doch
trat diese Sihwäc;e spät ein. Seine Handschrift liefert den
Beweis dafür, die erst in den legten Jahren zu zittern be:
gann, aber selbst dann noch die Form der Buchstaben ruhig
und vollkommen hinmalt.
Es stand in seiner Werkstatt am Macello dei Corvi
eine Marmorgruppe: Christus todt im Schooße der Mutter
Und Joseph. von Arimathia daneben, die er um 1545M begon:
neu hatte und langsam für sich selbst fortfiihrte. Es war nur
um in den Mußestunden etwas unter den Händen zu haben.
Vasari erzählt, wie er Anfangs der funfziger Jahre einmal vom
Papste einer Zeichnung wegen zu Michelangelo geschickt worden
sei und ihn bei dieser Arbeit getroffen habe. Es war finster,