Volltext: Leben Michelangelo's (Theil 2)

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Leben 
Mic11clangeto7s. 
Lichtes 
Capitet. 
zu entdecken, weil er Michelangelo7s Absicht nicht kennt. Gerade 
darin aber zeigt er sich groß als Architekt, indem er die Bild: 
hauerarbeit nicht als willkürlich anzubringende oder fortzu: 
lassende Verzierung nahm, sondern als architektonisches Element 
betrachtete, das zur Harmonie des Ganzen nothwendig war. 
Auch von innen betrachtet, wenn man mit zurückgebogenem 
Kopfe in die Kuppel hineinblickt, bietet sie einen wunderbaren 
Anblick. Unter. den Fenstern des Tambours her zieht sich ein 
Kreis von Figuren, die in leichten grauen Schatten und mit 
goldenen Lichtern auf weißem Grunde erscheinen. Alle untere 
Ornamentik, die Bogenspannung mit einbegriffen, die Beklei: 
dung der Pfeiler, die Statuen, die Gemälde, gehören späteren 
Zeiten an und haben wenig mit Michelangelo zu thun. 
Dies unendliche Nebenwerk, von dem die ganze Kirche 
erfüllt ist und das ohne Rücksicht auf die Architektur, wo sich 
nur Maß bot, angebracht worden ist, trägt die Schuld, daß 
uns die Kirche nicht auf den ersten Blick in ihrer wahren 
Größe erscheint. Das Auge, das frei die Massen übersliegen 
möchte, wird von unzähligen Dingen abgelenkt und verirrt sich. 
Beim öfteren Besuch der Kirche gewöhnt man sich daran, über: 
sieht das Unbedeuteude nnd läßt die Verhältnisse rein auf sich 
wirken. Die grandiose Macht der Pfeiler und Bogenstellungen 
tritt dann hervor, und die Entfernungen, die sich zuerst kaum 
schäZen lassen, werden begreiflich. Ich erinnere mich, daß ich 
eines Nachmittages eintrat. Vorn, wo ich stand, kamen große 
Sonnenströme durch die Seitenfenster und warfen zwischen den 
Bogen hindurch das breite Licht quer über den Boden, dann 
wurde es, nach hinten zu, allmählich däncmriger, bis ganz in 
die Tiefe, wo Dunkel herrschte, und um die Gruft, die die
	        
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