Wie
Peterskirche.
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aus dem 16. Jahrhundert zeigen die Kirche in ihrem unvoll:
endeten Zustande. Vorn. die alte Fac;ade, eine große glatte
Mauerfläche, die Thüren und Fenster einfach hineingeschnitten,
zwischen denen die Wand mit Malereien bedeckt war. Weit
hinter ihr hervorragend, auf dem noch unförmlich und roh
erscheinenden Unterbaue, der Tambour, wie ein ungeheuerer, in
der Luft sich erhebender, säulenumstellter Tempel, offen und
ohne Dach, ein wunderbarer Anblick. Da heute nun, wenn
man auf dem Plage vor der Kirche steht, die vordere Fa9ade,
die nicht von Michelangelo ist, den Tambour gerade bis zur
Kuppel bedeckt, welche ebenfalls erst nach seinem Tode aufge:
führt wurde, so kann man sagen, daß Michelangelo vom
St. Peter, wie er sich für gewöhnlich den Blicken bietet, nichts
bei seinen Lebzeiten mit Augen sah. Die den Platz umfassen:
den Säulengänge hat er nicht einmal angegeben, und den
Obelisken und die Brunnen haben gleichfalls spätere Architekten
nach seinen Zeiten in die Mitte des Platzes gestellt.
Die den Tambour umlaufende Säulenstellung mit den
Fenstern dazwischen und dem Ansatz, der Kuppel als Krönung
darüber ist ein Triumph architektonischer Schönheit. Alles er:
scheint so leicht und ebenmäßig in der That, als wenn es ge:
wachsen wäre. Und doch darf nicht vergessen werden, daß selbst
hier Michelangelo7s Modell nicht völlig zur Ausführung kam.
Denn diese Säulen, welche zu je zweien gekoppelt sich nicht
eng an die Wand anschließen, sondern abstehend eine Art
Gang um den Tambour bilden, waren bestimmt, auf ihren
Capitellen, die jeHt kahl vorstoßen, Piedestale mit Bildsäulen
zu tragen, die wie feierliche Kerzen gleichsam ringsum die
Kuppel umstehen sollten. Mancher glaubt hier einen Fehler