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Leben
Mict1elangelo7s.
Biebenteg
QIapitel.
,,Sicherlich, erwiederte er, der alte Thurm könnte die
Glocken tragen. Ich sehe keine Schwierigkeit bei diesem Baue.
Wir können, wenn Ew. Excellenz es wünscht, auf dem Heim:
Wege den Platz, in Augenschein nehmen.H
,,Jch hatte Euch nicht darum zu bitten gewagt, antwor:
tete sie, aber ich sehe, die Worte des Herrn ,,er demiithigte
die Stolzen und erhöhte die Niedrigentt bleiben wahr unter
allen Umständen. Ihr aber versteht mit Gewissenhaftigkeit zu
schenken, wo andere nur auf gut Glück zu verschwenden pflegen,
und deshalb stellen Eure Freunde Euch selbst um so viel höher
als Eure Werke, und es schätzen diejenigen, welche nur Eure
Werke und nicht sEuEh selbst kennen, das an Euch, was in
geringerem Maße vollkommen genannt werden kann. Wie
bewunderungswürdig erscheint mir die Art und Weise, wie Jhr
Euch der Welt zu entziehen versteht, unnützen Gesprächen
und den Anträgen all der Fürsten, welche Gemälde von Eurer
Hand verlangen, aus dem Wege geht, und die Arbeit Eures
ganzen Lebens als einseinziges großes Werk gleichsam hin:
gestellt habt.t
,,Gnädige Frau, erwiederte Michelangelo, das sind unver:
diente Lobsprüche, aber da die Rede einmal darauf gebracht
worden ist, so möchte ich mich hier über das Publikum be:
klagen. Tausend alberne Vorwürfe bringt man gegen bedeutende
Künstler auf. Sie seien seltsame Leute. Man könne nicht an
sie heran. Es sei nicht mit ihnen auszuhalten. Niemand im
Gegentheil kann so natürlich und menschlich sein als gerade
große Künstler. Aber man bleibt dabei lvon den wenigen
Leuten die vernünftiger denken rede ich nichtJ, sie seien launen:
haft und wunderlich. Gerade das aber verträgt sich am