Wiedeterrvachkn
des
Kaiferthums
unter
Karl.
149
Immer noch aber, auch so betrachtet, erscheint, was 1527
bis 1530 in Florenz geschah, zu geringfügig. Der legte Kampf
der Bürger gegen die Tyrannei hat höhere Bedeutung.
Schott zu Anfang des 16. Jahrhunderts, als Giulio der
Zweite zwischen Frankreich, Spanien und dem Kaiser stand,
begann die. unter diesen Mächten spielende Politik eine Richt:
schnur für die übrigen Staaten zu werden und ihnen Zwang
auszulegen. Damals aber zerfiel Europa noch in so viel Theile,
daß dem Einzelnen das Belieben, wo er sich anschließen wollte,
nicht ganz genommen war. Seit Karl des Fiinften Erscheinung
war dem ein Ende gemacht. Die Vereinigung der ungeheuren
Ländermasse in einer Hand wirkte gebieterisch ein auf die
Politik der ni6ht von ihm beherrschten Theile, und die Ver:
bindung ihrer aller nach der Schlacht von Pavia zu gemein:
schastlichem Wirken gegen das Uebergewicht des Kaisers erscheint
natürlich, wie das Zusammenrotten einer Schaar von niederen
Raubthieren gegen den einzigen Löwen der sie zu tödten droht.
Die Macht der Hohenstausen war einst gesprengt worden in:
dem Alles sich zurückzog, und sie, verlassen von Fürsten nnd
Städten, zu Landessürsten von Neapel herabsanken, denen ein
unglücklicher Krieg den Rest gab. Jetzt stand ein Kaiser auf,
in dessen Gewalt so viel als Prioatbesitz kam, daß er die alten
idealen Ansprüche, Herr des Ganzen zu sein, mit neuen Mit:
teln geltend zu machen im Stande war. Und damit hatte die
Rolle des Papstes, der nickt nur geistig in Europa die erste
Macht, sondern zugleich in Jtalien weltlicher Fürst sein wollte,
ein Ende. Wäre Clemens der Siebente der erkzliche Inhaber
des Kirchenstaates gewesen, er hätte sich mit Frankreich, Eng:
land, Norddeutschland und Venedig vielleicht gegen den Kaiser