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Leben
MictJelangelo7s.
muntre
Eapitel.
Nennen wir Glück ein erhebendes Gefühl der Gegenwart
mit der Aussicht auf eine Zukunft, deren sich mehrende Vor:
theile ein in,s Unendliche fortschreitendes Wachsthum erwünschter
Zustände darbieten, so daß die Erinnerung an die Vergiiug:
lichkeit des Jrdischen und an,die zerstörerische Ironie des
Schicksals leicht von der Seele gescheucht wird, als ließe die
gewaltige Regel dennoch eine Ausnahme zu, dann war die
Familie Medici vollkommen glücklich in jenen Tagen, als
Leo der Zehnte im November 1515 in Florenz einzog. Ging
liano, den Gonsalonier der Kirche, hatte er mit einer franzö:
fischen Prinzessin vermählt. Lorenzo ist Generalcapitain der
slorentinischen Republik Cgegen die Gesetze, denn kein Ein:
geborner durfte diese Würde erhalten; das aber kiimmerte ihn
wenigI, er commandirt die Stadt so unumschränkt, als wenn
er ihr Herzog wäre. Ginlio dei Medici ist Erzbischof von
Florenz, Cardinal und Legat in Bologna. In Frankreich ist
Ludwig der Zwölste gestorben. Seine Rüstungen zur Wieder:
eroberung der Lombardei sind dem Herzoge von Angonleme
zu gute gekommen, der als Franz der Erste im Beginn des
Jahres 1515 den Thron besteigt, mit einem Heere in Italien
erscheint, in der Schlacht von Marignan das Beispiel glän:
zender fiegreicher Tapferkeit giebt und, nachdem er Frankreich
abermals zum Herrn der italienischen Politik gemacht hat,
den Papst und die Medici, .die anfangs gegen ihn mit dem
Kaiser zu Felde gezogen find, zu seinen Freunden umschafst.
JeHt, im Herbste 1515, will Franz mit dem Papste in Boss
logna zusammentreffen, und auf der Reife dahin betritt Leo
zum ersten Male nach seiner Ekhöhung die Vaterstadt wieder,
deren Bürger im Entzücken über seine Ankunft die Mauer