Wer
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sich ehe er sie entfesselte, erwartend, ob die Feinde, die er
vernichten will, ihn anzugreifen wagten.
Er sigt da, als wollte er eben aufspringen, das Haupt
stolz aus den Schultern in die Höhe gerect, mit der Hand,
unter derem Arme die GeseHestaseln ruhn, in den Bart
greifend, der in schweren Strömen auf die Brust sinkt, mit
weit athmenden Niistern und mit einem Munde, auf dessen
Lippen die Worte zu zittern scheinen. Ein solcher Mann ver:
mochte wohl, ein empörtes Volk zu dämpfen und wie ein
wandelnder Magnet es mitten durch die,Wüste und das
Meer selber, sich nachzuziehn.
Was bedarf es der Nachrichten, der Briefe, der Rech:
nungen, der Urkunden über Michelangelo, wenn wir ein
solches Werk besiHen, dessen jede Linie eins Schristzng seines
Geistes ists
Dies kann nicht wörtlich genug genommen werden. Man
ist zu wenig bekannt mit den Werken des Michelangelo. Sie
stehn an ungünstigen Plätzen, sind nicht Jedermann zugäng:
lich, weil ihr gewaltiger Umfang Abgiisse zu nehmen schwierig
macht, und aus der allgemeinen Unbekanntschaft haben sich
Vorurtheile über sie gebildet. Der Moses ist die Krone der
modernen Sculpturl Nicht allein dem Gedanken nach, son:,
dern auch in Anbetracht der Arbeit, die von unvergleichlicher
Durchführung sich zu einer Feinheit steigert, die kaum weiter
getrieben werden könnte. Welch ein Paar Schultern mit den
Armen daranI Welch ein Antlixzl Die drohend sich zusammen:
ballenden Stirnmuskeln, der Blic, als iiberslöge er eine ganze
Ebene voll Volks und beherrschte es, die Muskeln der Arme,
deren unbändige Kraft man empfindetl Was meißelte Michel: