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Leben
Michelangeto7g.
Iiebentes
Q1apitel.
Bauen verwöhnte ihn Bramante, der das Unmögliche leistete.
Nadhts ließ dieser die Steine des Mauerwerkes der Art vor:
bereiten, daß, wenn sie Tags zusammengesetzt wurden, die
Wände zusehends sich erhoben, weil Fuge in Fuge paßte.
Michelangelo verschmähte alle Kunststücke. Er malte rasch,
aber ohne Beihiilfe. Der Papst kam zu ihm aufs Gerüst,
auf Leitern hinaufsteigend, daß Michelangelo ihm die Hand
reichen mußte, damit er die letzte Höhe erkletterte, und reizte
ihn durch Fragen, ob er bald fertig wäre. Vom Mai 1508
bis zum Herbste desselben Jahres war die Hälfte der Decke
vollendet worden. Die Ungeduld Giulio7s kannte keine Gran:
zen mehr. Die Gerüste sollten herunter, um wenigstens dies
eine Stück den Römern zeigen zu können. Michelangelo
sträubte sich. Es fehlten noch die legten Retouchen und das
Gold, mit dem einzelne Verzierungeu nnd Lichter aufgetragen
werden sollten. Der Papst kommt eines Tages und fragt, wenn
er nun ein Ende machen werde. ,,Wenn ich kannllt antwortet
Michelangelo. ,,Du hast wohl große Lust, donnert jetzt Giulio
los gegen ihn, daß ich dich hier vom Gerüst herunterwerfen
lasse2lt Michelangelo kannte seinen Mann, stellte die Arbeit
sogleich ein und ließ die Balken fortnehmen. Mitten in der
Verwirrung und im Staube, der die CapelIe erfüllte, stand
der Papst schon da und bewunderte die Arbeit. Am Aller:
heiligentage 1508 strömte dann ganz Rom herbei und staunte
das Wunderwerk an, das wie durch einen Zauber entstan:
den war.