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Leben
iJUichelangelo7H.
.sFijnftes
Capitel.
neben ihrem Eingang, der in7s Jnnere des Domes geht, be:
findet sich die Capelle, für die Michelangelo die fünfzehn
Statuetten übernommen hatte. Diese Bibliothek, ein wnnder:
voller Raum, ist mit umfangreichen Frescogemälden von Pius
turicchio, einem Schüler Perugino7s geschmü6kt, zu denen auch
Rafael Entwürfe geliefert haben soll. Nach Florenz hätte
ihn dann die Bewunderung gelockt, sagt Vasari, mit der er
von Lionardo und Michelangelois Arbeiten sprechen hörte.3i
Giovanni Santi, Rafaels Vater, ein Mann, der als
Maler und Verfasser einer gereimten Chronik, welche die
Geschichte feiner Landesherren, der Herzöge von Urbino,.ent2
hält, Ehrenwerthes, wie man zu sagen pflegt, geleistet hat,
starb im Jahre 1494. Rafael hatte ihm früh bei der Arbeit
helfen müssen, war dann zu Perugino in die Lehre gethan
worden und endlich, da dieser bald hier, bald dort arbeitete
und mehr in Florenz als in Perugia zu Hause war, sich
selbständig weiter zu bringen, genöthigt gewesen. Jn Ur:
bino protegirte ihn die herzogliche Familie. Er besaß, als
er in Florenz ankam, ein Schreiben der jungen Herzogin,
die ihn dem Gonfalonier Soderini dringend empfahl und
seinem Talente wie seiner Person das schönste Lob ertheilt.
Der Brief ist vom 1.sOctober 1504 datirt; durch ihn sind
wir in Stand geseyt, Rafaels Ankunft annähernd fest3
zustellen.
Gönner und Freunde fanden Ach sogleich. Rafael war die
Liebenswürdigkeit selbst, la genti1ezza stessa sagt Vasari,
die jüngeren Künstler schlossen sich ihm an, in vornehmen
Familien ward er gern gesehen; zum Dank für erwiesene
Freundlichkeit malte er Bilder und ließ sie in den .Häusern