Wie
Jpiagnonen.
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Als man aber in Florenz erfuhr, daß des Königs von
Frankreichs neuer Kriegszug sich in3s Ungewisse.hinauszog,
als die Getreideschiffe der florentinischen Kaufleute, die aus
der Provence anlangten, dicht vor Livorno weggefangen oder
znriickgescheucht wurden und die Pest znnahm, traten die
Parteien immer schärfer sich entgegen. Es gab deren dreie
in der Stadt, die Freunde der Medici, die Feinde Sag
vonarola,s nnd seiner Anhänger.. Die ersteren nach dem
Wappen der Medici, das aus einer Anzahl Kugeln, pa11e,
bestand, die Pallesken genannt. Die Gegner Savonarola7s
die Arrabiati, das heißt die Wüthenden, er selbst hatte ihnen.
den Namen gegeben; Die Piagnonen aber iiberboten beide.
Ihre Processionen erfüllten die Stadt, ihre Gebete und die
Predigten ihres, Führers waren die Hauptwaffen, mit denen
sie siegten. Er.aber herrsdhte, nnd Alles befestigte nur seine
Macht und sein Ansehen. Als die Anerbietungen des italie:
nischen Bundes immer slockender.und die Aussicht auf das
Kommen der französischen Armee immer unsicherer wurden,
hielt er an der Hoffnung fest nnd bestand auf seinem Willen.
Mitten in der Hungersnoth, die die Stadt. und Umgegend
bedrückte, daß die Landleute in Schaaren hereinkamen und
halb todt vor Hunger in den Straßen lagen, organisirte er
die Wohlthätigkeit der Seinigen. Die Carnevalsumziige, wo
die Kinder mit Blumenkränzen, in weißen Kleidern und mit
rothen Kreuzen in den Händen Gaben sammelten, schlossen
mit einer Vertheilung an die verschämten Armen. Einmal,
als die Noth amsgrößteu war im Jahre 96, ließ er eine un:
geheure Procession veranstalten und gerade, als alle Straßen
voll von Menschen sind, kommt ein Courier durch das Thor
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