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lichkeit herauskommt. Die Süßigkeit der Produktion täuscht
über ihren absoluten Wert hinweg. Heute war ich im
Kupferstichkabinet und sah mir wieder Nembrandt:Radirungen
an, gute Kunstwerke, Bilder und Statuen wirken auf mich
wie ernste Musik oder wie ein Kapitel aus einem der
Evangelien, es ist ja auch dasselbe. Es ist Zeit aufzuhören,
sonst stelle ich am Ende noch alle möglichen Betrachtungen
an. Ach ja.
Also, meine hochverehrten Herrschaften, ich wünsche
herzlich, daß der Aufenthalt in Paris Jhnen viel Vers
gnügen bringe, und grüße Sie bestens als Jhr ergebener
15. 1. 86. Stauffer.
Verehrtefte
FrauI
Noth Seidenplüsch oder Sammt mit Hut und Schleppe
sehr schneidigi Würde ich jedenfalls machen lassen von
der Farbe, die Sie Cmit unfehlbarer SicherheitJ heraus:
gegriffen. Wenn auch weißer Atlas mich im Moment prä:
occupirt, so ist es nur deshalb, weil ich Sie im Saskia:
kostüm noch nicht zu sehen die Ehre hatte. Punkto zersetzendem
Charaktereinfluß des Spicgels, wollen Sie doch bitte dem
Gatten mittheilen, daß Sie ,,der Noth gehorchend nicht dem
eigenen Triebe7t, Jhre angeborne Bescheidenheit hohen künst:
lerischen Zwecken unterordnen, und daß der Kunst in jeder
Beziehung kein Opfer zu groß wäre gerade wie der Kirche.
N Sie vermuten falsch, Gnädige, daß meine Schwester
hier, ich hatte es stark im Sinn, man kann sie aber zu
Hause nicht entbehren, wenigstens nicht gut, und ich habe
diesen Winter mitedem endgültigen Erlernen der Radirung
selbst so viel zu thun, daß wir noch nicht dazu gekommen,
uns gemeinschaftlich einzurichten. Jm Gegenteil ich lebe