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der Junge gegenwärtig rasend Lin acht Tagen letzthin 12 mmJ.
Ein Monat Pause vor der endgültigen Vollendung kann
den Bengel zum Mann ausreifen und dann neue Com:
plicationen und Schwierigkeiten. Jch fürchte, ich fürchte,
die Flucht aus dem Studio wird sich sobald nicht bewerk:
stelIigen lassen, denn eine unfertige Thonfigur ist ein böser
Kerkermeister. Und jetzt, wo ich glaube, endlich am Ziele
anzulangen, dem ich so lange entgegenstrebte: ein geschlossenes
freies Kunstwerk zu schaffen, jetzt um Alles in der Welt bei
der S,tange bleiben und die Leistung auf den höchstmöglichen
Vollendungsgrad hinaufschrauben. Jch bin es mir und
Jhnen schuldig. Der vielversprechende junge Mann kommt
nachgerade ins Schwabenalter, und auf alle die vielfachen
Versuche und Anläufe muß endlich ein Werk folgen, damit
man sehe, daß, so zerstreut jene auch geschienen haben mögen,
sie doch ganz bewußt von jeher auf das Ziel losgingen;
dann, und das ist die Hauptsache, muß es eben sein.
Was die Kunstlitteratur anbetrifft, die ich Jhnen manch:
mal vortrage, so sind Sie entschieden zu gütig und legen
der Sache einen größeren Werth bei, als ihr von Rechts:
wegen zukommt. Wenn ich auch zugebe, daß diese oder
jene Beobachtung, welche wir Künstler speciell Klinger und
ich machen, sich wesentlich und nicht zu ihrem Nachtheil
von der übrigen Kunstgelehrtheit, deren Verdienste in ge:
wissen Grenzen übrigens durchaus nicht zu unterschätzen sind
Cdarüber ein anderes May unterscheiden, so sind doch meine
Briefe, so sehr ich mir auch Mühe gebe, klar zu denken,
und das Gedachte entsprechend auszudrücken, doch viel zu
ungelenk, und logisch und sprachlich viel zu wenig durch:
gebildet, als daß sie außer ein paar selbständigen Gedanken,
die sich in der Seitenunzahl befinden mögen, viel Kurz;
weiliges oder gar Neues zu bieten vermöchten.