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Dogana, Spinneweben, Mauselöcher, zerbrochene Fenster:
scheiben in meinem Studio, die Tierquälerei, das Gebrüll,
die Carretti auf den Straßen Herr hilfl Oben, wo
ich wohne, wird es immer schöner; ich sehe von den Czer:
brochenenJ Fenstern meines Wohnzimmers auf Rom, St.
Peter, und kleine gelbe Kletterrosen fangen an, in mein
Studio hineinzunicken.
Bis dato habe ich leider noch keinen Jtaliener kennen
gelernt, denn ich kann niemanden zumuthen, geduldig mit
mir zu radebrechen. Bin ich aber soweit, daß ich mich etwas
verständlich machen kann, und vor allem verstehe, was die
Leute sagen, so werde ich sehen, daß ich jemand finde, mit
dem ich verkehren kann. Bis dahin habe ich nolens volens
fast nur deutsch gesprochen, weil, wie ich dachte, einem hier
auf Schritt und Tritt Bekannte begegnen, denen man sich
nicht ganz entziehen kann. Leisten Sonntag war ich wieder
mit Klinger in Frascati; es war wie heute ein schöner,
leiser Frühlingstag, und wir spazirten, ohne viel zu sprechen,
durch die Pracht dieser Villen und Nuinen. Draußen scheint
die Sonne manchmal schon ziemlich warm, aber in meinem
Studio ist es doch so, daß ich für das Modell, einen un:
angenehmen Giocciaren, den ganzen Tag heizen muß, ohne
daß etwa die Temperatur dem Menschen zu hoch würde.
Jch komme wiederum auf mein ceterum censeo: ein guter
großer Cooksofen ist in Jtalien für einen Kulturmenschen
genau so notwendig wie im Norden, besonders wenn er
Modell hat.
Mittwoch, 4. April. Ich habe mich nun hier als
Bildhauer installirt, immer mehr einsehend, daß es für
mich eine Lebensfrage ist, diese Kunst zu lernen. Jch bin
zwar schon ein alter Knabe, jedenfalls habe ich keine Zeit
zu verlieren, aber es muss doch sein. Jch will nicht von