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lassen für mein Geld.U Da stutzte der Graf, und Rahl sammt
seiner Hulda lachten ihn aus.
Rahl malte seine Schöne nackt auf einem Tiger reitend,
wie sie dem Amor befiehlt, den Pfeil auf Einen abzudriicken;
er dachte dabei gewiss an seinen ungliicklichen Nebenbuhler.
Ein andermal schilderte er uns, wie er in Rom in van
Uken7s 2Nenagerie, zwei Löwen nach der Natur malte; er hatte
sich die Erlaubniß erwirkt und kam Vormittags in den leeren
Circus, sich vor dem Käfig in Bereitschaft fetzend; da kam von
2lken und frug ihn, ob ihm das Gitter nicht störend feiP ,,Freilich1tt
meinte Rahl. Dem ist leicht abgeholfen, und flugs waren ein
paar Leute beordert, das Gitter auszuheben. ,,Naltt dachte Ruh l,
,,so hab ich7s nicht gemeinttt, aber er suchte sich bestmöglichst
ZNuth zu heucheln. Als aber der Thierbändiger fand, daß aussen
vor dem Käfig das Licht besser sei, und gleichzeitig mit der Ren:
Peitsche die beiden Bestien bewog, einen Sprung auf den Boden
zu thun, da hielt Rahl,s Courage nicht mehr vor, und er sprang
entsetzt über einige Bän,ke dem 2lusgange zu, aber van 2lken rief
ihm nach: ,,Springen müssen Sie nicht, das könnte die Neugierde
der Thiere erregen.U Da blieb Rahl angewurzelt auf der Stelle
und wagte weder vor: noch rückwärts einen Schritt zu thun, bis
ihn der lächelnde QJuälgeist versicherte, er könne ganz ruhig zu
seiner Staffelei gehen, die Thiere, welche sich gelagert hatten,
würden ganz ruhig liegen bleiben, und auf den Rücken des Einen
sich niedersetzend, ruhig eine Cigarre anzündete. Rahl kam
allmälig näher und begann endlich mit zitternder Hand den Con:.
tour zu entwerfen, immer gewärtig, von seinen 21kodellen gefressen
zu werden, abervder Löwe schloß die Augen und schlief ruhig,
nur die Löwin blieb wach und schien etwas von weiblicher Neu:
gierde zu besitzen und nicht übel Lust zu haben ihr Porträt zu
betrachten, für welche 2lnwandlung aber van 2lken,s eiserner Reit:
gertenknopf ihre Nase berührte; das kalte Eisen schien kalmirend
zu wirken, und sie machten nur einige Gesichter, welche Rahl in
ergötZlichster Weise uns vormad7te, wobei er einige nasale Laute
ausstieß, das; man leibhaftig einen Löwen vor sich zu haben
glaubte. ,,Nach und nach,tt erzählte er weiter, ,,kam ich in Fluß
und malte eifrig und fast furchtlos die Studie zu Ende.U