97
8Lohn zu leisten hatte, denn R.ahl fiel es gar nicht ein, meine
Unschuld an dieser Neugestaltung in Erwägung zu ziehen, wie
ihn1 überhaupt in Geldsachen eine fast komische Naivetät
innewohnte.t
Er hatte den Grundsatz aufgestellt: Junge Leute sollen
viel leisten und wenig dafür beanspruchen; freilich konnte er auch
dies mit thatsächlichen BeisPielen aus seiner eigenen Entwicklungs
zeit belegen. Er malte ein großes 2lltarbild für die Piaristenkirche
um x00 fl. und hatte dabei noch zu erdulden, dass man ihm die
unteren, überlebensgrosJ;en Figuren in Folge einer verfehlten 2Nas5:
angabe rücksichtslos entzwei schnitt. ,,2lls ich meinen ,,217anfredH
statt in halber 8Lebensgröße überlebensgrof5 gemalt hatte, war
ich l50 fl. auf mehr verausgabte Spesen, über das erhaltene
nnd nicht vermehrte Honorar schuldig.U ,,Jhr aber wollt
wenig leisten und viel dafür bekon1men, und gleich von Anfang
die großen Herren, die berühmten Künstler spielen.U
Rahl fand, daß X bis 2 Gulden per Tag hinlänglic2
gut bezahlt sei, da man davon ganz gut leben könne; Biertrinken
und Cigarrenrauchen hielt er eben für ganz überflüssig. Für die
Copie eines Brustbildes erhielt ich 30 Gulden, für eine ganze
Figur t50 Gulden, und Rahl fand dies reichlich bezahlt.
Freilich lernten wir dabei, und so mußten wir auch zufrieden
sein, denn Bitterlich, Eisenmenger, Tot; und Grie:
penkerl arbeiteten gleichfalls nach diesem ZNodu5 für ihn in
der 2lnfangszeit. Später wurde es allerdings besser, als sich die
Aufträge häuften, und er selbst mehr für seine Sachen forderte
und erhielt.
Jedenfalls war Rahl der billigste unter den berühmten
Z1Talern. Un vielen seiner Leistungen mußte er sich mit der
Ehre als Gewinn begnügen, und that es auch. Selbst fürsSina
machte er ganz bescheidene Preise und wagte es nicht, seine Schüler
zu protegiren, wie auch eine Stelle seines Briefes an mich beweist.
,,Sonst laffenis die Leute nicht machen,H pflegte er uns zu
trösten. Wenn man dagegen das Gebahren anderer Künstler
betrachtet und den Umschwung innerhalb der Jahre seit Rahlis
Tode überblickt, so erstaunt sman wahrhaftig und glaubt zu
träumen.