Volltext: Albrecht Adam

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des prächtigen Baues in die fruchtbare Gegend hinaus und 
alles deutet hier auf großen Wohlstand. Diesen machten sich die 
Franzosen trefflich zu Nutzen, besonders konnten die Klosterkeller 
davon erzählen: die Soldaten badeten sich förmlich in Wein. 
Hier stellte sich ein komisches Bild meinen Augen dar. 
Bei dem Trosse des Grafen Froberg befand sich auch ein 
Chevauxleger als Qrdonnanz, ein Landsmann von mir, ein 
unternehmender, sehr brauchbarer Bursche. Er hatte ein ganz 
vortreffliches Pferd, welches er liebte wie sein zweites Ich. Er 
war sehr zu Excessen geneigt; ein solcher durfte natürlich bei 
dem Kellerfeste nicht fehlen. Ich hatte mich auf dem Hügel 
vor dem Kloster niedergeseHt und blickte sinnend in die rei: 
zende Gegend. Auf den Regen des vorigen Tages war ein 
schöner Frühlingsmorgen gefolgt, die vielen Obstbäume, welche 
Mölk zieren, standen in voller Blüthe, die grünen Saaten und 
Felder, durch die sich der stolze Strom schlängelte, zogen meine 
Blicke und Gedanken von dem wilden Treiben im Kloster ab. 
Ich konnte mich gar nicht entschließen, dasselbe zu betreten, 
hatte ich doch nie Wohlgefallen empfunden an dem rohen Leben 
der Soldateska. 
Mein Landsmann hatte mir sein Pferd anvertraut und 
sich in den Keller begeben. Nach einiger Zeit kam er jubelnd 
mit einem Schaff Wein, seHte es auf den Boden mit den 
Worten:  Schimmel, sollst heute auch einen guten Tag 
haben.E Er selbst legte sich daneben und Roß und Reiter 
thaten sich gütlich; der Schimmel trank zu meinem Erstaunen 
mit vollen Zügen. Endlich erinnerte jener sich, daß hier seines 
Bleibens nicht sei; etwas mühsamer als sonst kletterte der 
Reiter diesmal auf sein Pferd, und nun ging die höchst 
komische Reise den Berg hinab: Roß und Reiter waren berauscht. 
Letzterer saß jubelnd noch mit der Flasche in der Hand auf 
seinem Pferd und sang in nicht sehr melodischen Tönen lustige 
Soldatenlieder; der Schimmel aber senkte den Kopf, ließ die 
Ohren hängen und taumelte ganz wie ein betrunkener Mensch. 
Doch gelangten beide glücklich bis an den Stall, der am Fuße 
des Hügels lag. Die Thüre desselben stand offen, war aber
	        
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