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des prächtigen Baues in die fruchtbare Gegend hinaus und
alles deutet hier auf großen Wohlstand. Diesen machten sich die
Franzosen trefflich zu Nutzen, besonders konnten die Klosterkeller
davon erzählen: die Soldaten badeten sich förmlich in Wein.
Hier stellte sich ein komisches Bild meinen Augen dar.
Bei dem Trosse des Grafen Froberg befand sich auch ein
Chevauxleger als Qrdonnanz, ein Landsmann von mir, ein
unternehmender, sehr brauchbarer Bursche. Er hatte ein ganz
vortreffliches Pferd, welches er liebte wie sein zweites Ich. Er
war sehr zu Excessen geneigt; ein solcher durfte natürlich bei
dem Kellerfeste nicht fehlen. Ich hatte mich auf dem Hügel
vor dem Kloster niedergeseHt und blickte sinnend in die rei:
zende Gegend. Auf den Regen des vorigen Tages war ein
schöner Frühlingsmorgen gefolgt, die vielen Obstbäume, welche
Mölk zieren, standen in voller Blüthe, die grünen Saaten und
Felder, durch die sich der stolze Strom schlängelte, zogen meine
Blicke und Gedanken von dem wilden Treiben im Kloster ab.
Ich konnte mich gar nicht entschließen, dasselbe zu betreten,
hatte ich doch nie Wohlgefallen empfunden an dem rohen Leben
der Soldateska.
Mein Landsmann hatte mir sein Pferd anvertraut und
sich in den Keller begeben. Nach einiger Zeit kam er jubelnd
mit einem Schaff Wein, seHte es auf den Boden mit den
Worten: Schimmel, sollst heute auch einen guten Tag
haben.E Er selbst legte sich daneben und Roß und Reiter
thaten sich gütlich; der Schimmel trank zu meinem Erstaunen
mit vollen Zügen. Endlich erinnerte jener sich, daß hier seines
Bleibens nicht sei; etwas mühsamer als sonst kletterte der
Reiter diesmal auf sein Pferd, und nun ging die höchst
komische Reise den Berg hinab: Roß und Reiter waren berauscht.
Letzterer saß jubelnd noch mit der Flasche in der Hand auf
seinem Pferd und sang in nicht sehr melodischen Tönen lustige
Soldatenlieder; der Schimmel aber senkte den Kopf, ließ die
Ohren hängen und taumelte ganz wie ein betrunkener Mensch.
Doch gelangten beide glücklich bis an den Stall, der am Fuße
des Hügels lag. Die Thüre desselben stand offen, war aber