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das Licht aus den Augen, und die Strafe für mein thörichtes
Beginnen, diesen Weg noch in der Nacht zu reiten, blieb nicht
lange aus. Unversehens gerieth ich an einen tiefen, snmpfigen
Graben. Mein Pferd stürzte hinein, als wäre es von einer
Kugel niedergeschmettert. Da lagen wir Beide. Mit Mühe
zog ich meinen rechten Fuß unter dem Pferde hervor und
kroch endlich heraus. Was aus meinem Pferde geworden,
wußte ich lange nicht, und hätte ich es nicht bisweilen stöhnen
hören, so würde ich geglaubt haben, es sei todt. Trost: und
rathlos saß ich nun eine gute halbe Stunde am Ufer, an
einen Baum gelehnt und wollte den Morgen abwarten. In:
des; fing mein Pferd an, Gras zu fressen und aus dem Bache
zu sausen, zuletzt machte es auch Anstrengungen, selbst auszu:
stehen, was ihm mit einiger Nachhilfe von meiner Seite müh:
sam gelang.
Nach einem Versuche, ob das arme Thier noch gehen
könnte, saß ich wieder auf, aber es war ein Reiten zum Er:
barmen. Ich selbst war von dem Sturze auf einer Seite naß,
der Sattel voll Koth, die Zügel zerrissen. So schleppten wir
uns mühselig mit einander fort, bis ich endlich ans dem Walde
herauskam und abermals in der Ferne ein Licht erblickte, auf
das ich lossteuerte. Es kam aus einem kleinen Bauernhause.
Nach langem Klopfen und Rufen erschien endlich eine alte Frau
mit gutmüthigem Gesichte an einem Fensterchen. Auf meine
Bitten öffnete mir ihr Mann die Thüre. Es waren arme Tag:
löhnersleute, der Mann war erst spät von der Arbeit nach Hause
gekommen. Ich bat um einen Trunk Wasser und Brod. Der
Mann theilte mit mir sein Drescherbrod und die Frau gab
mir dazu ein paar grobe Nudeln, das Beste, was sie hatte.
Ich wollte für dieses Labsal den Leuten etwas Geld geben,
aber sie weigerten sich; nur mit Mühe konnte ich sie bewegen,
zwölf Kreuzer anzunehmen. Der Mann begleitete mich auf
die rechte Straße, auf der ich um 1 Uhr Mitternachts, nach
einem abenteuerlichen Marsche Von zweiundzwanzig Stunden,
endlich in Vohburg anlangte.
Nach diesem erschöpfenden Tage dachte ich nun, auf einem