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den bedeutendsten Persönlichkeiten des Hofes gehörte, war von
großem Einflusse, da der König ihn ganz besonders liebte und
ihm großes Vertrauen schenkte. Kesling, ein ganz feiner Hof:
mann Von den liebenswürdigsten Manieren, war der beste Reiter
feiner Zeit. Er hatte sich in der guten Schule von Versailles
in der höhern Reitkunst ausgebildet, wobei ihm seine schöne,
schlanke, ganz für einen Reiter gebaute Gestalt und seine Kennt:
nisse sehr zu Statten kamen.
Durch Froberg bei ihm aufs wärmste empfohlen, gelang
es mir bald, dessen Gunst zu erwerben. Jch hatte schon einige
Pferdekenntniß, was ihn freute, und erhielt von ihm bald die
Erlaubniß, mir Pferde aus dem königl. Marstalle in den Nach:
mittagsstunden in die Reitschule bringen zu lassen und darnach
zu studiren. Später wurde mir auch der Auftrag, einige der:
selben für den König zu malen, welcher diese Ge1nälde nachher
dem Oberststallmeister zum Geschenke machte.
Zu meiner größten Freude bekam ich in der königl. Reit:
schule auch gründlichen Unterricht im Reiten, wobei ich mich
sehr bald gut anließ und mir die Gunst meiner Lehrer erwarb,
denn meine Leidenschaft für Pferde und Reiterei wuchs mit
jedem Tage. Die Reitschule war damals unter Kesling und
dem Vater Valentin Schreiner mit seinen zwei tüchtigen
Söhnen ein vortreffliches Jnstitut, vielleicht das erste in Deutsch:
land. Später konnte sie sich nie mehr zu diesem Glanze er:
heben. Die Reitschule war nun nach der Gallerie für mich
der wichtigste Ort; ich brachte viele Zeit dort zu und zeichnete
fleißig, während geritten wurde.
Es wurde früher des Bildes erwähnt, welches ich 1807
in Augsburg für die Brüder Zweibrücken malte. Dieses Bild
zeigte Baron Christian von Zweibrücken dem Könige Max,
Kämmerer, wirklicher Geheimerath und Oberststallmeister. Der edle, fein:
gebildete Herr hatte auch Ludwig Schwa11thalers Talent erkannt und ihm
die Wege geebnet. Sein nach Halbig9s Modell von F. von Miller ge:
gossenes lebensgroßes Standbild befindet sich unter den Arkaden des südliche11
CaltenJ Kirchhofes zu München.