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der mehr Beruf zum Schriftsteller hat als ich. Ich wollte in
diesen Blättern lediglich schlicht und einfach das Erlebte er:
zählen und die erhaltenen Eindrücke schildern.
Seit meiner Rückkehr aus Italien bis zum Tode des
Königs Maximilian war meine Stellung in München, dem
äußern Anschein nach zu urtheilen, eine sehr angenehme, viel:
leicht zu angenehm, um in jenem Maße vorwärts zu schreiten,
als es vermöge der mir von der Natur verliehenen Anlagen
und Kräfte hätte sein können. König Max hatte seine Auf:
merksamkeit auf mich gerichtet. Er erwies sich mir sehr gnädig
und kaufte viele von meinen Werken.
Auch Prinz Eugen nahm einen großen Theil meiner Zeit
in Anspruch und war immer ein wenig eifersüchtig, wenn meine
Bilder in andere Hände kamen.
Feldmarschall Fürst Wrede legte sich in seinem Schlosse
zu Ellingen eine ganze Sammlung fast ausschließlich von meinen
Bildern an, ebenso der Oberst:Stallmeister Baron von Kesling.
Auch viele andere Kunstliebhaber bemühten sich, Werke von
mir zu erhalten. Was ich nur immer machte, wurde gekauft,
und alles fand man schön und gut.
Eine solche Stellung birgt für einen Künstler große Ge:
fahren. Sie führt oft auch bei dem besten Willen zu einer
gewissen Leichtfertigkeit und weckt die Lust, mehr Geld zu ver:
dienen, als gut ist. Ein gewisses Etwas muß vorhanden sein,
das den Künstler zu rastloser Thätigkeit aneifert; wenn man
ausnahmsweise Beispiele hat, daß Künstler, bei denen der
Gelderwerb die Haupttriebfeder ihrer Thätigkeit ist, es auch in
ihren Leistungen weit bringen können, so sind diese eben
Ausnahmen.
Der Ehrgeiz wirkt kräftiger und treibt manchen Künstler
dazu an, das Aeußerste von sich zu fordern. Aber auch das
ist ein gefährlicher Gefährte, denn er führt leicht auf Abwege.
Eitelkeit, Anmaßung und Ueberschätzung des eigenen Werthes
gesellen sich oft unvermerkt dazu; bei unedlen Naturen auch
noch Neid und Mis3gunst, die eben den Künstler nicht edler
Albrecht Adam, Selbstbiogra.phie. 19