188
leisten würden, nicht zu unterschätzen. Viele, welchen am G. die
Sonne freundlich leuchtete, mögen bei sich gefragt haben:
,,Werde ich wohl auch morgen noch die untergehende Sonne
sehen2l7
Der Mensch gewöhnt sich an gar vieles und geht auch
mit kecker Stirne dem Tode muthvoll entgegen, aber ein Ge:
danke hatte für die meisten an jenem Abende etwas Peinliches:
in einem verödeten Lande so ferne von der Heimath, von allen
Theuren und Lieben vielleicht hilflos verschmachten zu müssen.
Mag ein Held noch so groß sein, in einer so unheimlichen
Stille drängen sich ihm solche Gefühle auf. Im Getümmel der
Schlacht treten sie zurück; man hat nicht Zeit zu Reflexionen.
Der Tag neigte zu Ende, die Soldaten hatten Munition
und Proviant gefaßt, setzten ihre Waffen in guten Stand und
lagerten an den Plagen, wo sie aufgestellt waren. Die Generäle
kehrten in ihre Bivouaks zurück, so auch Prinz Eugen, welcher
den ganzen Tag mit Beobachtungen und Anordnungen zuge:
bracht hatte.
Die Nacht war kalt und schaurig; es herrschte tiefe
Stille, und wohl wenige dürften sich eines ruhigen Schlafes
erfreut haben. Daß Napoleon diese Nacht in der größten Auf:
regung zubrachte, erfuhr ich schon am Morgen im Haupt:
quartiere des Prinzen. Gegen 5 Uhr, obwohl es noch dunkel
war, wurde es unruhig; bald nach 6 Uhr saßen wir zu Pferde.
Ich hatte vorher eine Tafel Consomm6 in Wasser bei einem
Bivouakfeuer aufgelöst, um mich innerlich ein wenig zu er:
wärmen, und etwas Brod dazu genossen. Das war meine
ganze Nahrung in achtzehn Stunden. Die geistige Aufregung
an einem Tag wie der 7. September ist zu groß, um an
Essen zu denken. Gegen 7 Uhr entbrannte der Kampf zuerst
auf dem linken Flügel, auf welchem Prinz Eugen sich befand.
Jch konnte alle Bewegungen an dem Platze, wo ich stand, so
gut beobachten, daß ich fast jeden einzelnen Mann zu unter:
scheiden vermochte. Hier trat mir gleich zu Anfang des Tages
eine schanerliche Scene vor Augen.
Eine Jnfanteriebrigade unter General Plauson hatte sich