in
Das VolkStnm
Kunst
der italienischen
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daß die Menschen des Michelangelo einen deutlichen
GegensaH zu den Menschen der Antike bildenl Daß
der Nachwelt aber gerade diejenigen dieser Meister
am größten erscheinen, die in ihrem Jnnern am
wenigsten von der Antike berührt worden sind,
haben wir natürlich durchaus keinen Grund in Ab:
rede zu stellen. Jemehr in den folgenden Jahr:
hunderten das Zeichnen nach der Antike überhand:
nahm, desto allgemeiner wurde auch die italienische
Kunst, bis auch sie im Zeitalter Winckelmanns sich
in den akademischen Jnternationalismus auflöste,
dessen italienische Vertreter so wenig in der Gegen:
wart weiterleben, wie seine Vertreter aus den übrigen
Ländern, wenn auch einer von ihnen, Battoni, ein Bild
geschaffen hat, das seiner Süßlichkeit wegen noch heute bei
den Laien zu densbeliebtesten Bildern der Welt gehört.
Das volkstümlich Eigenartige macht sich in der
Kunst Italiens, da dieses Land zur Blütezeit seiner
Künste kein einheitliches Reich war, übrigens am
allerdeutlichsten in den Besonderheiten der Kunst:
sprache seiner verschiedenen Landesteile geltend. Die
venezianische Kunst z. B. ist mindestens so ver:
schieden von der florentinischen wie die holländische
von der vlämischen oder von der deutschen. Es ist
ein Hauptverdinst Giovanni MorelIis, des selbständig:
sten italienischen Kunstforschers unseres Jahrhunderts,
mit Nachdruck daraus hingewiesen zu haben, daß